Sonntag, 2. Januar 2011

Holiday Season

(sara & chrisch) Lydia, eine Freundin von uns, besucht uns für zwei Wochen und verbringt mit uns die Festtage. Sie traf an Weihnachten in Nairobi ein und bleibt bis am 7 Januar in Kenya.

Ähnlich wie letztes Jahr, war auch diese Weihnachten im Ausland speziell. Einmal mehr wollte keine richtige Festtagsstimmung aufkommen. Die warmen Temperaturen, der fehlende Festtagsrummel und die Arbeit liessen einem fast vergessen, was für ein Fest wir feiern.

Am Heiligabend fand ein Weihnachtssingen im Spital statt. Missionare, Spitalangestellte und auch wir versammelten uns vor dem Notfalleingang. Kerzen und Liedblatter wurden ausgeteilt und einzelne Gruppen gebildeten. Jede Gruppe besuchte eine Spital Abteilung; unsere Gruppe hat den Salome Ward (die Frauenabteilung) und somit Saras Abteilung besucht. Wir haben zwei Weihnachtslieder gesungen und den Patienten persönlich frohe Weihnachten gewünscht. Es war für Sara speziell zu sehen, wie die Patienten sie erkannt haben und freudig reagierten.

Weihnachtssingen (von Kenya: Ferien mit Lydia)

Abgesehen von diesem kurzen Anlass blieben wir unter uns, was wir dank Lydias Anwesenheit sehr genossen. Gemeinsam kochten ein gutes Essen und verbrachten einen gemütlichen Abend. Wir hatten viel zum Austauschen.

Lydia und Chrisch unternahmen einen viertägigen Ausflug im Rift Valley. Sara konnte wegen der Arbeit nicht mitgehen. Am ersten Tag reisten sie nach Nakuru um den Lake Nakuru National Park zu besuchen. Da die Anreise mit dem Matatu (Sammeltaxi) nach Nakuru ein wenig länger dauerte als geplant, konnten wir erst um ca. 9 Uhr mit der Safari beginnen. Der Park besteht aus ca. 1/3 Wasser und 2/3 Land und ist berühmt für seine Flamingos und Nashörner. Entlang des Ufers sammeln sich die Flamingos in grossen Gruppen, wirbeln mit ihren Füssen den Schlick auf um sich von Algen zu ernähren. Diese Algen sind auch der Grund für die rosa Verfärbung ihrer Federn.

Lake Nakuru N.P. (von Kenya: Ferien mit Lydia)

Die Nashörner leben im Hinterland und sind, trotz der relativ hohen Anzahl an Tieren, nicht einfach zu sehen. Wir verbrachten fast den ganzen Nachmittag mit der Suche nach ihnen und konnten auf der Fahrt durch den Park viele andere Wildtiere bewundern und fotografieren. Thompson Gazellen, Zebras, Büffel und Giraffen gibt’s in grosser Anzahl, so dass das Suchen und Finden eines solchen Tieres keine grosse Herausforderung ist.

Nach einer Übernachtung auf einem Bauernhof ausserhalb Nakuru reisten wir am nächsten Tag zurück Richtung Lake Navaisha, um dort zwei weitere Nächte zu verbringen. Nach unserer Ankunft suchten wir sogleich nach Velos, die wir für den Ausflug am nächsten Tag in den Hells Gate National Park benutzen wollten. Wie erwartet waren die Velos in einem eher schlechten Zustand und es war nicht einfach zwei zu finden die einigermassen fahrtüchtig waren.

Am darauf folgenden Morgen machten wir uns früh auf den Weg zum Hells Gate NP. In fast allen Parks ist es verboten das Fahrzeug zu verlassen - nicht so in diesem. Hier ist es möglich zu Fuss, mit dem Velo oder mit dem Auto Tier zu beobachten. Der Vorteil des Velos ist die Geschwindigkeit und die Möglichkeit, sich leise den Tieren zu nähern. Das Gefühl neben einer Gruppe von Zebras oder Gazellen vorbei zu radeln ist unbeschreiblich.

Lydia (von Kenya: Ferien mit Lydia)

Nebst Tieren kann im Park auch eine Schlucht erforscht werden. Da wir jedoch in der Schweiz viele schöne Schluchten haben und wir keine Lust hatten mit einem Führer zu wandern, beschlossen wir nur den Anfangsbereich zu erkunden und danach im Schatten zu lesen und die heisseste Zeit des Tages zu verbringen.

Am letzten Tag der Reise unternahmen wir einen Ausflug zum Crater Lake - einem erloschenen kleinen Vulkan in dessen Caldera sich ein See bildete. Das Gebiet um den Vulkankegel erkundeten wir zu Fuss und konnten uns so nahe an Giraffen anschleichen und sie beim Fressen beobachten.
Der Krater selbst war nicht besonders eindrücklich, da er ausser sechs Flamingos und ein paar anderen Vögeln keine Tiere enthielt.

Sara war während dieser Zeit im Spital fleissig am arbeiten. Seit zwei Wochen ist sie alleine als Assistenzärztin auf der Frauenabteilung. Sie hat zwar Unterstützung von zwei "Clinical Officers" (ähnliche Ausbildung wie die Screener Nurses in Kamerun), muss diese jedoch supervisieren. Die Clinical Officers sind an Feiertagen und am Wochenende freigestellt, so musste sie diese Tage teils alleine, teils mit der Unterstützung des Oberarztes abdecken. Da etliche andere westliche Ärzte über die Festtage am Meer im Urlaub waren, musste sie noch die Notaufnahme und Tagesklinik als Oberärztin abdecken. Nach einer Nacht "on call" bleibt keine Zeit zum kompensieren. Die Nächte "on call" können ganz ruhig sein, mehrheitlich ist aber viel los, insbesondere auf der Intensivstation. Letzten Donnerstag hat Sara abgesehen von zwei Stunden die ganze Nacht im Spital verbracht. Aus Platzmangel konnten einige Patienten die intensiv-pflegebedürftig waren nicht auf die Intensivstation aufgenommen werden. Ein bereits etwas stabilerer IPS-Patient musst auf die Station verlegt werden, um für eine schwer kranke Patienten von der Station mit Blutungskomplikationen Platz zu machen. Die Organisation begann um 20.30 Uhr und Vorbereitungen dauerten ewig. Sara musste zusehen wie sich während diesem Zeitraum der Zustand der kritischen Patientin verschlechterte. Blut für eine Transfusion stand die längste Zeit nicht zur Verfügung, die Röntgen-Assistentin war nicht auffindbar und etliche Verordnungen wurden auch nach mehrmaligen Hinweisen nicht umgesetzt. Erst nach Mitternacht konnte die Patienten dann auf die IPS gebracht werden. Beim Bettwechsel hustete sie eine grosse Menge Blut und hatte einen Herzkreislaufstillstand. Obwohl bereits auf der IPS, kam die Reanimation nur langsam in Gang. Sara musste richtig um sich schreien um Sauerstoff, Absauge, Medikamente usw. zu erhalten, was sie trotz allen bisherigen Afrika-Erfahrungen etwas schockiert. Der Blutverlust der Patientin war zu gross und die Reanimationsversuche blieben erfolglos. In derselben Nacht starb auch noch ein 6 monatiger Junge auf der Intensivstation.
Dieser Nachdienst hat Sara psychisch und physisch mitgenommen. Nach einem darauffolgenden langen Arbeitstag ist Sara nun reif für den Strand; denn wir werden mit Lydia einige Tage in Mombasa am Meer verbringen.

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