Sonntag, 26. Februar 2012

Besuch bei den Bakas

(sara & chrisch) Mitte Februar hatten wir die Gelegenheit den Osten Kameruns zu bereisen und den im Regenwald lebenden Stamm der Baka People (Pygmäen) zu besuchen. Bereits vor zwei Jahren lernten wir an der Missionarstagung in Bamenda das Team kennen, welches unter den Baka arbeitet und waren sehr daran interessiert mehr über ihr Alltag im Regenwald zu erfahren.

Conrods waren anfangs Februar für die alljährlichen gemeinsamen Lernwochen der Missionarskinder, die ansonsten Heimunterricht haben, nach Bamenda gekommen. So bot sich uns eine Mitfahrgelegenheit direkt zu ihrem Dorf, mit einem mehrtägigen Zwischenstopp in Yaounde.

Die Strasse von Yaounde nach Dimako wurden erst kürzlich geteert, somit mussten wir nur ein kurzes Wegstück von der Abzweigung von der Hauptstrasse zu ihrem Dorf auf holpriger Naturstrasse zurücklegen. Die Fahrt war viel angenehmer als erwartet, obwohl der Minibus mit Conrods (5), Geri der Tutorin, Jamey und uns zweien sowie allem Gepäck vollgestopft war.

Das Baka Team besteht aus der Familie Conrod, den Abbots, Heidi und Jennifer. Sie leben in mehreren kleinen, einfachen Häusern auf einer Lichtung in einer ehemaligen Plantage. Nebst dem Team leben auf der Lichtung ca. 50 Bakas in noch kleineren und einfacheren Lehmhäusern. Da die Plantage seit längerer Zeit nicht mehr bewirtschaftet wird, hat sich rund um die Lichtung wieder Regenwald entwickelt.



Abbots Haus (aus Cameroon: Besuch bei den Baka People)

Die Lebensbedingungen der Missionare sind, verglichen mit den Unsrigen in Mbingo, sehr bescheiden. Die zur Verfügung stehende Elektrizität wird mit Sonnenkollektoren erzeugt, die Dusche funktioniert mit einem Kübel und einer Wasserpumpe und eine Internetverbindung steht nur zwei Mal am Tag für je rund eine Stunde zur Verfügung.

Heidi, eine Agronomin aus Kanada, nutzt den grössten Teil der Lichtung zum Pflanzen und Anbauen von Früchten und Gemüsen. Sie versucht so den Bakas die Grundlagen der Landwirtschaft beizubringen. Dies gestaltet sich jedoch als sehr schwierig, da sie traditionellerweise Jäger und Sammler sind und es für sie eine grosse Umstellung bedeutet, mehrere Monate auf eine Ernte hin zu arbeiten. Erschwerender weise kommt hinzu, dass die Bakas keine Eigentumsverhältnisse bei der Ernte kennen, da ja der Urwald allen gehört – was natürlich bei einer Anbaufläche nicht der Fall ist.

Jennifer, eine Krankenschwester aus den USA, bietet eine medizinische Grundversorgung für die Bakas an. Ihr Konsultationsraum ist ein mit Blättern abgedeckter Unterstand wo sie ihre Patienten empfängt. So kann die ganze Dorfgemeinschaft bei der Untersuchung zusehen.

Abbotts und Conrods besuchen regelmässig die Umliegenden Siedlungen, halten Bibelstunden (Bibelgeschichten) und unterstützen die Bakas bei alltäglichen Problemen, insbesondere wenn sie zwischen den zwei Welten (Tradition / Moderne) hin und her gerissen sind. Wir hatten die Gelegenheit  Barry bei einem Besuch einer Baka-Siedlung zu begleiten. Hier ein paar Impressionen.






Traditionelle Baka Hütte (aus Cameroon: Besuch bei den Baka People


Modernerne Unterkünfte von Hilfswerken erbaut


Baka Frau beim Kochen (aus Cameroon: Besuch bei den Baka People)

Wir waren beindruckt wie sehr kulturell feinfühlig das Team ist. Sie versuchen nicht ihre eigenen Visionen und Pläne den Baka überzustülpen, sondern sie in der Gespaltenheit zwischen Tradition und Moderne zu belgeiten und mit ihnen zusammen Lösungen für die schnell wechselnden Lebensumstände zu erarbeiten. Zum Beispiel wird mit der voranschreitenden Abholzung der Lebensraum von Wildtieren immer mehr eingeschränkt und somit auch das Jagdpotential der Baka. Sie sind jedoch mit Viehzucht nicht vertraut und so stellt die Protein-Mangelernährung ein grosses Problem dar. Nathan hat deshalb mit zwei Baka-Männern aus natürlichen Materialien Gehege für Hasen gebaut. Darin können die Hasen ohne grossen Aufwand oder Bedarf von Weidefläche gezüchtet werden und stellen die Proteinversorgung sicher.



Nathan mit den Kaninchenställe (aus Cameroon: Besuch bei den Baka People)

Mit Nathan unternahmen wir eine Wanderung in den Regenwald zu einem kleinen Fluss, wo vor ca 3 Monaten die erste Baka-Taufe statgefunden hatte.



Baden im Urwald (aus Cameroon: Besuch bei den Baka People)

Nebst dem spannenden Einblick in die Arbeit des Baka-Teams genossen wir auch di gute Gemeinschaft und lange Diskussionen am Lagerfeuer. 
Am Lagerfeuer (aus Cameroon: Besuch bei den Baka People)
Sara, Nathan, Nandry, Laurel, Asher, Chrisch & Boaz

Sonntag, 5. Februar 2012

Das leuchtende Haus, das wieder verschwand

(sara & chrisch) Salamatu ist ein 10 jähriges Fulani-Mädchen, das mit ihrer Grossmutter in einem Lehmhaus auf einem Hügel im Backvalley lebt.  Sie marschiert jeden Tag eine Stunde zur Schule in Mbingo und stärkt sich gewöhnlich vor dem langen Heimweg bei Streatfields, unseren Freunden. Am Montag  vor zwei Wochen hatte sie ihnen über eine komische Begebenheit auf ihren Hügeln zu berichten. Am Samstag entdeckte sie plötzlich auf dem Nachbarhügel ein neues komisches Haus. Dies musste neu gebaut worden sein, denn sie war sich sicher, dass am Tag zuvor keines dort stand. In der Nacht leuchtete das ganze Haus eine Zeit lang. Am nächsten Morgen verschwand dieses Haus jedoch wieder so schnell wie es gebaut wurde.

Schmunzelt versuchten unsere Freunde Salamatu diese Vorkommnisse zu erklären.
Und wir wollen euch nun auch die Hintergrundinformation zu dieser Geschichte schildern:

Seit längerer Zeit haben wir darüber gesprochen während der Trockenzeit in den wunderschönen Hügeln rund um Mbingo wild zu campieren. Nach der Besteigung des Kilimanjaros haben wir Schlafsäcke und Matten nach Kamerun mitgenommen und wollten diese gerne einmal hier einsetzen. Wir hatten auf unseren Wanderungen bereits einige geeignete Orte zum Campieren ausfindig gemacht.
Von der Idee unter freiem Himmel zu biwakieren sind wir jedoch wieder abgekommen, da vereinzelt Leute in Mbingo nachts von Kobras gebissen wurden. Wir wollten vermeiden mit unserer Körperwärme Schlagen anzuziehen und zu den Bissopfern zu zählen. Auch der Gedanke, wegen einer Strasse von Wanderameisen die über unseren Körper verläuft zu erwachen, war abschreckend.
Ein Zelt das uns von den obengenannten Problemen beschützen kann war die Lösung. Doch wo findet man ein Zelt in Kamerun? Die Antwort ist bei Sparks. Der Chirurg und seine Familie, die seit  Jahren in Mbingo leben sind zum Glück bestens ausgerüstet und waren auch sofort bereit uns ihr Material zu auszuborgen.
Am Sagen umwobenen Wochenende haben wir unser Projekt realisiert. Wir wurden begleitet von Jamey, einer jungen Physiotherapeutin, die für zwei Jahre hier in Mbingo lebt und Jeanna, der Tochter von Bardins, die ein Physiotherapie-Praktikum hier absolviert.

Sara, Jeanna, Jayme & Chrisch 

Nach einigen Vorbereitungen sind wir am Nachmittag mit schweren Rucksäcken losmarschiert und haben nach einem anstrengenden Aufstieg von ca. 1 1/2 Stunden unseren Campingplatz erreicht: ein einsamer  Hügel mit flachem Grund  und guter Aussicht. Nur in der Ferne war der Hof von Salamatu zu erkennen.
Ohne Probleme konnten wir das grosse 6-Personen Zelt aufstellen und genossen anschliessend die im Abendlicht leuchtende Landschaft und den beeindruckenden Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang

Als es dunkel wurde zogen wir uns in Zelt zurück und assen die mitgebrachten Köstlichkeiten, spielten und diskutierten beim Schein unserer Taschenlampen. Nach einem kurzen Blick in die Sterne hatten wir eine frühe Nachtruhe.

Am Morgen wurden wir von Schritten und Stimmen vor dem Zelt geweckt. Etwas später ritt ein Fulani vorbei und auch der vom Spital angestellte Kuhhirte besuchte uns, da er in der Nacht unser Licht gesehen hatte. Er war wollte wissen weshalb wir die Nacht hier oben verbrachten und konnte nicht begreifen, dass wir all das Material heraufgetragen hatten nur um eine Nacht zu verbringen und das „Haus“ wieder abreissen und mit all dem Material zurück nach Mbingo gehen wollten.

Campingplatz am Morgen

Tja, die Taten der Weissen sind manchmal schon komisch – etwas  nur um des Spasses willen zu tun ist für die hart arbeitenden arme ländliche Bevölkerung nicht nachvollziehbar. Dies hat uns einmal mehr aufgezeigt wie privilegiert wir sind.