Dienstag, 23. Februar 2010

Unterschiede Kamerun - Schweiz

(andré) Nachdem ich förmlich dazu gedrängt wurde, einen Gasteintrag zu schreiben (sie drohten mir damit, die restlichen Tage draussen nächtigen zu müssen, sollte ich mich weigern), habe ich mich (in Anbetracht der zu früh eingesetzten Regenzeit) natürlich gerne dazu bereit erklärt.

Worin liegen eigentlich die Unterschiede zwischen Kamerun und der Schweiz?

VERKEHR
In Kamerun kommt man ganz schön ins Schwitzen, aber Grund dafür sind nicht nur die hochsommerlichen Temperaturen, sondern auch der chaotische Fahrstil der Kameruner. Wer ein Auto ohne Beulen und Kratzer sucht, verzweifelt früher oder später unweigerlich. Sicher ist, dass selbst ein bekennender Atheist so manches Stossgebet zum Himmel schickt, wenn er sich per Auto, Motorrad oder zu Fuss in den Verkehr wagt. Hinweisschilder "ici 18 morts" (die höchste gesehene Zahl!) tragen nicht dazu bei, das Leben etwas zu drosseln.
Warnschilder (von Cameroon: Besuch von André)

"No risk, no fun" oder "Born to be wild" scheinen hier die Mottos zu sein. Kein Wunder also, dass auf den Heckscheiben der zahllosen gelben Taxis Sprüche zu lesen sind wie "In God we trust". Apropos Taxi: Ein Handzeichen genügt und schon hält eines an. Selbst, wenn sich bereits 6 Personen darin befinden – wo ein Wille ist, ist schliesslich auch ein Weg, so dass vorne 3 und hinten 4 bequem Platz nehmen können. Ach ja, auf einem Motorrad sind 3 Personen keine Seltenheit und 4 liegen durchaus im Bereich des Möglichen.

Fahrräder hingegen sind äusserst spärlich anzutreffen, was sicherlich damit zu tun hat, dass es sich hierbei um eine Variante des Strassenroulettes handelt (erst 5 solcher Suizidkandidaten sind mir bisher begegnet). Die Fahrbahn wird übrigens in ihrer ganzen Breite genutzt, um bei bis zu 110 km/h anderen Verkehrsteilnehmern, Schlaglöchern oder "Speed-Bumps" (verkehrsberuhigende Bodenschwellen) auszuweichen. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass man von rechts überholt wird oder sich von Motorrädern umzingelt sieht. Und wenn dann auch noch ein entgegenkommender Fahrer die Frechheit besitzt, die Strasse ebenfalls benutzen zu wollen, sieht man schon mal sein ganzes Leben vor seinem inneren Auge vorbeiziehen. Selbst Liebhaber der Musik kommen auf ihre Kosten, findet doch ein fortwährendes, mehrstimmiges Hupkonzert statt. Und Gott sei Dank, scheint es in Kamerun weder eine Motorfahrzeugkontrolle noch Umweltschützer zu geben, so dass die Nase noch die ureigene, ungefilterte Luft einatmen darf. Wie Ihr seht, lässt sich der Verkehr in Kamerun mit allen Sinnen geniessen.

MENSCHEN UND IHR ALLTAG
Auch die Menschen sind irgendwie anders. Zunächst einmal sind sie schwarz. Echt wahr, ich verkohl Euch nicht, die sind hier alle schwarz. (Für die Ungläubigen unter Euch, habe ich ein Bild beigefügt, das meine Behauptung stützen soll.)
Mbingo 1 Schulkinder (von Cameroon: Besuch von André)

Und weil ich nun mal weiss bin, bin ich hier etwas Besonderes, man könnte natürlich auch sagen Auffälliges. Von manchen werde ich komisch angeschaut, andere verwenden Worte, deren Übersetzung mir glücklicherweise erspart bleibt (der Ausdruck in ihren Gesichtern genügt mir). In einer belebten Strasse in Yaoundé ziehen sie an meinem T-Shirt und klopfen mir mehr oder weniger sanft auf die Schultern (keine Spur von freundschaftlicher Anerkennung). Wer sich einmal wie ein Schwarzer bei uns in der Schweiz fühlen möchte, sollte unbedingt Schwarzafrika besuchen.
In und um Mbingo hingegen finden sich auffallend viele liebenswürdige Menschen. Sie grüssen freundlich, mit einem Lächeln im Gesicht, geben Dir die Hand (manchmal auch gleich zwei oder drei mal), erkundigen sich, wie es Dir geht und das, obschon ich ein wildfremder bin, ein Ausländer und erst noch ein Weisser! Mal ganz ehrlich, wo in der Schweiz begegnet einem soetwas schon?
Das Lachen der Menschen hier wirkt hochgradig ansteckend! Vor allem von Kindern droht diesbezüglich Gefahr. Schon von weitem rufen sie Dir fröhlich "White Man" (Weisser Mann) entgegen. Manche sind eher schüchtern, andere kommen sogleich angerannt, hin und wieder nimmt Dich sogar jemand bei der Hand. Oder aber es lugen plötzlich zwei weisse Augen aus der Dunkelheit durchs Fenster (um 18:30 Uhr ist es hier bereits finster) – der 6-jährige Nachbarsjunge möchte vorbeikommen und eine Seite im Malbuch verschönern. Ansonsten sieht man Kinder Fussball spielen, wobei nicht immer von einem Ball die Rede sein kann – Hauptsache das Ding ist rund und lässt sich kicken. Oder sie versuchen mit einem Stock einen Reifen am Rollen zu halten. Übrigens gibt es in Kamerun grüne, rote und blaue Schuluniformen, die nicht wirklich zur Unterscheidung der Kinder beitragen, die für mich ohnehin alle gleich aussehen, nämlich herzig.
Gastfreundschaft wird in Kamerun gross geschrieben! Kommt man an die Tür von jemandem, ruft um sein Kommen anzukündigen, wird schon von weitem "Kwa Kwa" gerufen. Und wer zur Essenszeit erscheint, wird sogleich eingeladen. Zeit ist bekanntlich relativ (vielleicht nicht in der Schweiz, aber ganz bestimmt in Kamerun) und so kann sich eine Stippvisite (z.B. um kurz etwas nachzufragen) ohne weiteres auf eine Stunde ausdehnen. Will man etwas fotografieren, so empfiehlt es sich, vorher um Erlaubnis zu bitten. Dies gilt nicht nur für die Leute, sondern auch für deren Häuser. Strikt verboten ist das knipsen von Regierungsgebäuden, Militäreinrichtungen, Flughäfen und Uniformierten. Trotz aller Gastfreundschaft ist ein Preisaufschlag von 25 % für "White Men" (Weisse Menschen) durchaus üblich.
Weitere Unterschiede in Kürze:
- Wo keine Wäscheleine vorhanden ist, wird die Wäsche zum Trocknen auf Steine oder Büsche gelegt.

- In einem 6-seitigen Sicherheitsmerkblatt über Kamerun steht über die Feuerwehr geschrieben: "May come or not come" (Kommt möglicherweise oder auch nicht). Nun ist es in Kamerun üblich, Felder und halbe Berghänge abzufackeln, um kurzfristig frisches Gras fürs Vieh zu erhalten. Wenn sich ein Brand dabei nicht an die Spielregeln hält und seines eigenen Weges zieht, kann ich nur sagen: Feuer frei!
- Ein Rätsel ist es mir geblieben, wie die Leute es schaffen, die sperrigsten, schwersten und unförmigsten Sachen ohne Hilfe der Hände auf ihren Köpfen zu tragen: Holzbündel, Wassereimer, Schuhe, Taschen, Körbe, Gasflaschen, Stangen, Stoffe, Bananenstauden etc. etc. Allein beim Zuschauen stellten sich bei mir heftige Kopfschmerzen ein.

- Hühner werden nicht etwa auf dem Kopf transportiert, sondern eingepfercht in rollenden Körben. Daher stammt übrigens der Ausdruck "Poulet im Körbli".
- Die körperlichen Lasten werden wohl mit ein Grund dafür sein, dass es kaum dicke Menschen gibt. Leider ist Dicksein ein Zeichen von Wohlstand und wird deshalb sogar angestrebt. Dies führt zu einer Zunahme von Diabetes und Bluthochdruck.
- Nach Möglichkeit wird in Kamerun alles wiederverwendet, z.B. PET-Flaschen, Plastiksäcke oder Alufolie. Was an Müll übrig bleibt, wird hinterm Haus verbrannt (es stinkt fürchterlich, wenn das Feuer drei, vier Tage vor sich hinschwelt).
- Stromunterbrüche sind hier an der Tagesordnung und dauern gewöhnlich nur wenige Sekunden oder Minuten, es sei denn, der Regen peitscht die Stromleitung herunter. Dann kann es schon mal eine Woche oder so dauern. Auch für die Elektriker gilt nämlich: May come or not come.

MBINGO BAPTIST HOSPITAL
Kommt ein Patient im Spital an, meldet er sich zunächst beim OPD. Dabei handelt es sich nicht etwa um das örtliche Police Department, sondern um die Patientenaufnahme (Out Patient Department). Hier heisst es dann erst einmal warten. Zunächst muss man sich nämlich an der "Reception" anmelden. Schliesslich muss alles seine Ordnung haben und in gut schweizerischer Manier geht es schön der Reihe nach (fehlt bloss noch, dass man eine Nummer ziehen muss). Wer es besonders eilig hat, sei es wegen starker Schmerzen oder weil er kurz davor steht, den Jordan zu überqueren, sollte sich in einen Rollstuhl oder auf eine Bahre begeben, denn das kann eventuell die Chancen erhöhen, als Notfall angesehen und rascher bedient zu werden. Übrigens mit Geld kommt man ausnahmsweise nicht weiter, da das Spital grossen Wert auf einen korruptionsfreien Ruf legt! Apropos Geld: Nach erfolgter Registrierung ist wieder warten angesagt, bis man an einen weiteren Schalter gerufen wird, der Zahlstelle. Jeder Patient muss eine Jahresgebühr von CFA 1'000.-- (SFr. 2.30) bezahlen und für CFA 650.-- (SFr. 1.50) ein Notizheft kaufen, das als Krankenakte dient (hier werden alle Untersuchungen, deren Ergebnisse, der Krankheitsverlauf sowie Zahlungsbestätigungen aufgeführt). Im Mbingo Baptist Hospital braucht der Patient für die Arztkosten nicht aufzukommen. Er muss jedoch sämtliche Behandlungen, Untersuchungen und Medikamente selber zahlen. Bei einem durchschnittlichen Monatslohn von CFA 33'000.-- (SFr. 75.--) keine leichte Aufgabe! Viele suchen deshalb erst viel zu spät ein Spital auf (was im Endeffekt mehr Kosten verursacht). Und oftmals muss sich eine Familie verschulden, wird sie in ihrer Existenz bedroht.
Erst jetzt, nachdem bereits die eine oder andere Stunde verstrichen ist, bekommt man einen Arzt zu Gesicht. Dessen Aufgabe ist es festzustellen, woran der Patient leidet und ihn an die entsprechende Abteilung zu überweisen. Doch zuvor heisst es zurück an den Start bzw. an die Zahlstelle, um die verordnete Untersuchung zu berappen. Sicher muss ich nicht extra erwähnen, dass dies bisweilen mit langen Wartezeiten verbunden ist. Zeit genug also, um Euch von der Anti-AIDS-Kampagne in Kamerun zu erzählen. Überall begegnen einem hier Stop-AIDS-Plakate, T-Shirts mit der Aufschrift "HIV Treatment Is Effecitve" (HIV-Behandlung ist wirksam) oder "Keep Your Promise" (Halte Dein Eheversprechen) sowie Hinweis-Schilder, wo man sich beraten und testen lassen kann. Die Zahl der HIV/AIDS-Infizierten in Kamerun wird mit 5 - 7 % angegeben, was für Afrika sehr niedrig ist (Schweiz 0,6 %).

Nach dem Zahlen macht man sich auf den Weg zur Untersuchung, wo man – ihr habt‘s erraten – einmal mehr ausharren muss. Da die Kameruner nichts anderes kennen, scheint ihnen das Warten bei drückender Hitze, lauwarmem Wasser und fehlender Klimaanlage wenig auszumachen. Konnten die Untersuchungen endlich durchgeführt werden, müssen diese im Labor ausgewertet werden – und das kann dauern! Da sich, wie ihr langsam erahnen könnt, die ganze Prozedur bis in den nächsten Tag hineinziehen kann, werden die Patienten (auch im Falle eines stationären Aufenthaltes in einem der 30-Betten-Säle) von Angehörigen begleitet.

Diese werden Caregiver (Pflegekraft, Betreuungsperson) genannt und kümmern sich um das Essen und die Pflege des Patienten. Übernachten können sie entweder draussen (mit oder ohne Matte, auf dem Rasen oder auf einem Mäuerchen) oder – bei strömendem Regen – unter dem Patientenbett bzw. auf Bänken im OPD-Gebäude.

Übrigens: Wer etwas an unserem Schweizer Spitalwesen zu beanstanden hat, darf sich jederzeit von der REGA nach Kamerun ausfliegen lassen…
Stirbt ein Patient (nicht immer ist klar, ob es an der Krankheit lag oder einfach an den langen Wartezeiten), so wird ein lautes Klagegeschrei angestimmt. Angeblich werden Kinder weniger betrauert, da sie vor allem Kosten verursachen und noch nichts zum Familieneinkommen beitragen. Am Sonntag erwachte ich um 4:30 Uhr wegen eines solchen "Totengesangs", der bei mir ein beklemmendes Gefühl hinterliess. Leben und Tod geben sich hier die Klinke in die Hand. So durfte ich bei einer Kaiserschnitt-Geburt dabei sein (ein strammer Junge kam zum Vorschein), bloss um 2 Stunden später vom Tod eines ungeborenen Babys in der 22. Schwangerschaftswoche zu erfahren. Im Theater (so wird hier der OP genannt) war ich zudem bei einer Gebärmutter-Entfernung anwesend und hätte auch bei einer Beinamputation dabei sein dürfen, worauf ich aber ohne weiteres verzichten konnte!
Da es in einem Spital zu vielen solch tragischen Ereignissen kommt, gibt es Pastoren, die für die Seelsorge der Patienten und deren Angehörigen zuständig sind. Ihnen kommt auch die wichtige Aufgabe zu, bei einem HIV-positiven Test die Person (und allenfalls den Ehepartner) zu informieren und zu beraten. Zudem findet jeden Morgen von 6:40 bis 7:00 Uhr eine Morgenandacht für alle Angestellten statt, mit Lobpreisliedern, dem Wort zum …Tag und Gebet.

Ferien mit André & Mt. Cameroon

(chrisch) Liebe Blog Besucher. Die letzten zwei Wochen besuchte uns André aus der Schweiz, um unser Leben vor Ort kennen zu lernen. Die Zeit war sehr schön und ging leider viel zu schnell vorbei. Da er nur für kurze Zeit zu Besuch war, unternahmen wir soviel wie möglich mit ihm und vernachlässigten die Kontakte Zuhause.

Morgen werden wir gemeinsam Mbingo verlassen und gegen Westen an die Küste reisen. André wird anschliessend am Donnerstag die Heimreise antreten, Sara und ich werden den Mount Cameroon, den höchsten Berg in West Afrika, besteigen (oder es zumindest versuchen).
Dadurch wird es uns nicht möglich sein, uns vor mitte nächster Woche zu melden und auf eure E-Mails zu antworten... Vielen Dank für euer Verständnis.

Sonntag, 21. Februar 2010

Frauenabend

(sara) Während Christophs Abwesenheit vor gut einer Woche habe ich einen Frauenabend bei mir Zuhause organisiert. Ich wurde auf die Idee gebracht, da auch Dr Francines Ehemann (Bienvenue) zur selben Zeit in Yaounde war.
So habe ich die Assistenzärtinnen, Vera eine Screener Nurse, Ine und Kari - zwei amerikanische Ärztinnen, sowie Pat die Physiotherapeutin eingeladen.

Die Gäste trudelten zwischen 18.00 und 18.45 ein - zuerst einmal die Westler, danach die Kameruner...
Anna (unsere Köchin) hat Fufu und Njamajama (das traditionelle Gericht der Nordwestregion) vorbereitet. Ich habe mit der Unterstützung von Francine den Gästen vor dem Essen - ganz nach kamerunischer Weise - am Tisch Wasser zum Händewäschen in einer Schüssel gereicht. Anschliessend haben wir mit den Händen gegessen. Dazu haben wir Cola und Fanta getrunken und laut diskutiert.
Zum Dessert gab es hausgemachte "American Chocolate Cookies" und kamerunischen Kaffee. In jedem Bereich wurde die westliche und afrikanische Kultur durchmischt.

Wir führten gute und spannende Diskussionen und tauschten über unsere Ergehen im Spital aus. Wir waren so sehr ins Gespräch vertieft, dass wir einen geplanten Frauen-Film ausfallen liessen.
Kurz nach 22.00 Uhr verabschiedeten sich die Gäste, was hier in Mbingo bereits sehr spät ist.

Ich erhielt sehr viel positive Rückmeldungen. Dies hat mich motiviert solche interkulturelle Frauen-Austauschabende auch in Zukunft zu organisieren.

Dienstag, 16. Februar 2010

Trockenzeit - Regenzeit: Warum eigentlich?

(chrisch) Am Montag vor einer Woche hat es dieses Jahr zum ersten Mal in Mbingo ein wenig geregnet. Um 4 Uhr morgens erwachte ich und hörte ganz feine Tropfgeräusche. Mit einem Satz war ich aus dem Bett und lief in den Garten um zu sehen, ob es wirklich regnet. Es waren es nur ein paar Tropfen die nicht einmal ausreichten den Boden richtig zu benetzen. Aber es zeigt, dass die Regenzeit nicht mehr allzu weit entfernt ist.

Diesen Umstand möchte ich zum Anlass nehmen, euch zu erklären warum wir nur zwei Jahreszeiten haben – die Trocken- sowie die Regenzeit.

Beginnen wir mit den Jahreszeiten in Europa. Warum haben wir Sommer und Winter?
Da die Äquatorebene nicht mit der Erdbahnebene übereinstimmt (Abweichung von rund 23,5°), kommt es im Verlauf eines Jahres zu einer Verschiebung der Sonneneinstrahlung auf der Erde. Dies hat einen Einfluss auf die Dauer des Tages und den Einstrahlungswinkel der Sonne. Ein steiler Einstrahlungswinkel (Sommer) bewirkt, dass mehr Energie pro Fläche auftrifft. Dies kann einfach mit einer Taschenlampe überprüft werden. Wenn ihr die Taschenlampe rechtwinklig auf eine Wand richtet, dann leuchtet sie hell. Wenn ihr den Winkel nun aber verändert, das heisst abflacht, nimmt die beleuchtete Fläche zu und die Helligkeit ab.
Dasselbe gilt auch für die Erde: Mehr Licht = Mehr Energie = Mehr Wärme

Dieser Vorgang hat natürlich auch einen erheblichen Einfluss auf das Wetter hier in Afrika.
Wie bereits geschrieben wandert der Zenitalstand der Sonne, das heisst wenn die Sonnenstrahlen mit 90° auf die Erde auftreffen, um 23,5° nach Norden und nach Süden. Die äusseren Grenzen dieser Bewegung werden Wendekreise genannt. Innerhalb der Wendekreise steht die Sonne zwei Mal pro Jahr direkt über der Erde.
An der Stelle wo die Sonnenstrahlen mit 90° auf die Erde auftreffen erwärmt sich die Luft am stärksten (1). Die Luft dehnt sich aus, steigt auf und kühlt ab. Während des Abkühlens bilden sich hochreichende grosse Wolken, welche starke Niederschläge verursachen. Die abgekühlte Luft fliesst gegen Norden, bzw. Süden ab. Die aufsteigende Luft bewirkt zudem, dass ein stabiles Tiefdruckgebiet entsteht, welches durch Luft aus dem Norden sowie dem Süden ausgeglichen wird (Konvergenz). Diese neu hinzu geführte Luft enthält Feuchtigkeit (2), die beim Aufsteigen auskondensiert und als Niederschlag zu Boden fällt.

Der Gürtel bei dem die Luft aus dem Norden und aus dem Süden zusammentrifft und aufsteigt, wird  Innertropische Konvergenzzone genannt. Es handelt sich hierbei nicht um ein "lokales", sondern um ein weltumspannendes Phänomen.

Da sich der Einstrahlungswinkel der Sonne im Verlauf des Jahres nun verändert, verschiebt sich somit auch die Innertropische Konvergenzzone. Im Sommer (auf die Nordhalbkugel bezogen) wandert sie gegen Norden, im Winter gegen Süden. Daraus folgt, dass im Sommer im Norden Regenzeit herrscht, im Winter Trockenzeit.


Hier ist noch eine Dia-Show zur Verschiebung der ITC. In den blau markierten Gebieten regnet es. Je stärker das Blau, desto mehr Regen. In der Dia-Show wird deutlich, wie sich das Regengebiet nach Norden und anschliessend wieder nach Süden verschiebt. Zudem ist nun einfacher zu erkennen, warum gewisse Gebiete nur eine lange Regenzeit, andere Gebiete zwei Regenzeiten pro Jahr haben.


Sehen wir uns den Vorgang noch einmal an zwei Grafiken an:
Die rote Linie auf den Bildern markiert die Innertropische Konvergenz (ITC), die schwarze Linie quer durch das Bild entspricht dem Äquator und Bamenda liegt in etwa beim roten Punkt.

Was zeigt die Grafik auf? Die ITC verläuft auf der nördlichen Halbkugel. Feuchte Luft aus dem Atlantik strömt gegen Norden, trockene Luft aus der Sahara gegen Süden - es regnet in den nördlichen Tropen.

Bei diesem Bild ist die Innertropische Konvergenzzone mehrheitlich auf die Südhalbkugel verschoben. Das heisst, wir haben nun Winter und es herrscht Trockenzeit bei uns. Aufmerksame Beobachter werde sicher festgestellt haben, dass die ITC noch immer in der Nähe von Bamenda verläuft... warum regnet es dann nicht? ITC = Regen, oder etwa doch nicht?

Die Antwort ist ganz simpel. Woher kommt der Wind aus dem Norden? Genau, aus der Sahara, wo es bekanntlich sehr trocken ist. Dieser Nord-Ost Passat wird auch Harmattan genannt. Er bringt trockene und vor allem staubige Luft aus der Sahara zu uns. Die Sicht wird schlecht und das Atmen fällt schwer.

Was auf den zwei Bildern weiter auffällt ist der Umstand, dass die Innertropische Konvergenzzone nicht parallel zu den Breitengraden verläuft. Dies kommt daher, dass sich die Landmassen schneller aufwärmen als Ozeane. Auf dem folgenden Bild ist klar ersichtlich, dass die Innertropische Konvergenzzone soweit als möglich den Landmassen und ansonsten dem Zenitstand der Sonne folgt.

Zum Schluss möchte ich noch zwei Punkte klarstellen:
(1) Die ITC verläuft nicht direkt unter dem Zenitstand der Sonne. Die Luft und der Boden braucht ein wenig Zeit um sich aufzuwärmen und dies führt zu einer Verzögerung von rund einem Monat.
Wann ist es in Europa am wärmsten? Meistens im Juli und August. Der höchste Sonnenstand ist aber bereits im Juni. Das heisst, bei uns verhält es sich gleich.

(2) Die Luft die der ITC zugeführt wird enthält nicht in jedem Fall feuchte Luft, wie wir soeben weiter oben gesehen haben. Dies gilt sowohl für Afrika, wie auch für Südamerika und Australien.

Wenn jemand von euch mehr über die Tropen, das Klima, die Vegetation wissen möchte, dem kann ich nur den Allgemeinen Tropenkurs des Schweizerischen Tropen- und Public Health Institutes empfehlen.

Quellen:
Grafiken - Roger Gutzwiller (Allgemeiner Tropenkurs)
Zenitalniederschlag (Wikipedia)
Zenitalstand (Wikipedia)
Jahreszeit / Erdbahnebene (Wikipedia)
Innertropische Konvergenz (Wikipedia)

Montag, 15. Februar 2010

Douala - Yaoundé - Mbingo

(chrisch) Nach einem turbulenten Start in Douala verlief der Rest der Reise zum Glück ohne weitere Zwischenfälle. Am Freitagmorgen verliessen wir Douala und fuhren auf einer sehr gut ausgebauten Strasse nach Yaoundé. Die Strecke ist berüchtigt für Geschwindigkeitsexzesse und schwere Unfälle – davon zeugen die vielen Autowracks die am Strassenrand stehen.

Unfall: Douala - Yaoundé (von Cameroon: Besuch von André)
Aber nicht nur die zu hohe Geschwindigkeit ist ein Problem, sondern auch das unvorsichtige Überholen an unübersichtlichen Stellen. Wir waren sehr froh, dass Viktor vorsichtig und rücksichtsvoll fuhr und nicht auf einen neuen Geschwindigkeitsrekord aus war.

Unvorsichtiges Überholen (von Cameroon: Besuch von André)
Da wir von der Reise müde waren, beschlossen wir den Rest des Tages auf dem Gelände der SIL zu verbringen, um uns von den Strapazen zu erholen. Wir vereinbarten mit Viktor, am nächsten Tag um 9 Uhr eine Stadtrundfahrt zu unternehmen.

Der Samstagmorgen begann nicht besonders freundlich. Ein Sturm zog auf und es regnete für kurze Zeit in Strömen. Da so eine Stadtrundfahrt keinen Spass macht, verschoben wir den Termin auf 12 Uhr. Unsere Stadtrundfahrt führte uns vorbei an Regierungsgebäuden die architektonisch sehr interessant sind aber aus Sicherheitsgründen nicht fotografiert werden dürfen, dem Regierungssitz, Präsidentenpalast, vielen Botschaften und schönen Hotels (Hilton). Die Stadt gefällt mir nicht besonders, da ein Verkehrschaos herrscht, ÖV inexistent ist und ich keine Strasse zum flanieren gesehen habe. Einzig die Verfügbarkeit von Einkaufs-Zentren wäre ein Besuch wert.

Einkaufszentrum in Yaoundé (von Cameroon: Besuch von André)
Am Sonntag traten wir wie geplant die Heimreise nach Mbingo an. Yaoundé und Douala liegen fast gleich weit entfernt von Bamenda und somit dauerte die Rückreise wiederum rund 7 Stunden.
Auch diese Fahrt verlief ohne Zwischenfälle und kurz vor 17 Uhr trafen wir müde aber glücklich in Mbingo ein.

Sanaga - Grösster Fluss Kameruns (von Cameroon: Besuch von André)

Freitag, 12. Februar 2010

Der Adler (André) ist gelandet...

(chrisch) ... und wurde gleich gerupft. Nach der Ankunft in der Gepäckausgabehalle wurde André von drei Kamerunern mit Namen angesprochen und gefragt, ob sie ihm helfen können. In der Annahme dass es sich um Mitarbeiter der CBC handelt, nahm er ihr Angebot dankbar an. Sie halfen ihm beim Suchen der Gepäckstücke, beim erledigen der Zollformalitäten (Schmieren der Zollbeamten) und trugen das Gepäck zum Auto.

Kurz nachdem wir losfuhren bemerkte er, dass sein Portemonnaie aus dem kleinen Rucksack verschwunden ist. Wir kehrten sofort zum Flughafen zurück und entdeckten einen der Träger und stellten ihn zur Rede. Er beteuerte dass er nichts mit dem Diebstahl zu tun habe und verwies uns an seine Kollegen.... die natürlich nirgends auffindbar waren :(

Donnerstag, 11. Februar 2010

André kommt wieder einmal zu spät....

(chrisch) Wer André kennt, weiss, dass er bei Verabredungen immer ein wenig zu spät ist. Da ich nicht zulange am Flughafen auf ihn warten will, habe ich soeben auf der Swiss Webseite nachgesehen wann der Flug LX274 in Douala eintreffen wird. Und wie könnte es anders sein, er flog mit fast genau einer Stunde Verspätung ab.

Hoffen wir für ihn, dass der restliche Flug ruhig und angenehm verläuft und ihn keine weiteren Störungen (Zoll & Grenzwache) aufhalten.

Verschneiter Flughafen Zürich (von Cameroon: Besuch von André)

Mittwoch, 10. Februar 2010

Anreise nach Douala

(chrisch) Wie ihr ja wisst, wird morgen Abend um ~ 19:05 André in Douala eintreffen um mit uns die kommenden zwei Wochen zu verbringen. Um die Fahrtkosten zu reduzieren, reiste ich bereits heute mit einer Volontärin vom Banso Baptist Hospital an. Als angenehmer Nebeneffekt verbringe ich morgen einen Tag am Swimming Pool des Baptist Guest Hauses.

Von Cameroon: Besuch von André

Die Reise begann heute Morgen um rund 8 Uhr, als ich mich vor der Rezeption bereit machte um mit einem Spitalfahrzeug nach Bamenda zu reisen. Geplante Abfahrtszeit war 8:30, es wurde dann aber 9:15 bis wir endlich los fuhren. Unterwegs mussten natürlich noch ein paar Geschäfte erledigt werden, was die Fahrt nochmals verlängerte... Wäre ja grundsätzlich kein Problem, wenn ich nicht versprochen hätte um 9 Uhr in Bamenda zu sein. Aber in Afrika spielt die Zeit zum Glück (?) sehr selten eine Rolle.

Nachdem ich mit dem Field Director über die unübersichtliche Rechnung des Mobiltelefonanbieters MTN gesprochen hatte, konnte die Reise nach Douala beginnen. Viktor der Fahrer, Anna die Volontärin und ich bestiegen das Fahrzeug und machten uns auf den Weg. Nach rund 45 Minuten Fahrzeit hörten wir plötzlich ein eigenartiges Geräusch und dann vibrierte das Auto - wir hatten eine Reifenpanne. Grundsätzlich ist das ja nichts beunruhigendes. Aber als ich sah, dass das Fahrzeug mit Winterreifen fuhr, fragte ich mich schon wie es um die Fahrsicherheit steht. Winterpneus bei +28° Celsius? Könnte das einen Einfluss auf den Bremsweg haben?

Viktor, unser Fahrer (von Cameroon: Besuch von André)

Der Rest der Reise war ganz ruhig und gemütlich - bis auf dass es immer wärmer und feuchter wurde. Douala ist wärmer, aber vorallem wesentlich feuchter als Mbingo. In Douala herrschen Temperaturen von über 30° Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit von fast 90%. Für André wird es ein veritabler Temperaturschock sein. Von -6° in der Schweiz zu +36° in Douala (gespürte Temperaturen) - das ist eine Differenz von 42° Celsius!

Ich werde euch auf dem Laufenden halten wie er es erlebt :).

+++++ NEWS FLASH +++++ NEWS FLASH +++++
Nachtrag vom 10.02.2010 22:42
ES REGNET! Für euch in der Schweiz wäre das vermutlich etwas schlechtes, ich hingegen freue mich über den Regen. Er macht die Luft rein, kühlt ab und macht ein schönes Geräusch, so dass ich friedlich einschlafen kann...

Sonntag, 7. Februar 2010

Kamerunische Sonntagskleider

(sara&chrisch) Während der CMF 2010 Konferenz in Bamenda kauften wir uns einen typisch kamerunischen Stoff für ein afrikanisches Sonntagskleid. Im Verlauf derselben Woche nahm Titus, der Schneider, Mass.
Chrisch bestellte ein traditionelles Hemd und Hosen. Sara hatte sich voraus zahlreichen verschiedenen Varianten von Frauenkleidern angesehen und sich ihr Kleid selber entworfen und dies Titus anhand einer kleinen Skizze erklärt.
Nach rund drei Wochen Wartezeit wurden uns nun die Kleider geliefert. Zu unserem Erstaunen sehen sie genau so aus wie erwartet und passen perfekt.
Wir trugen die Kleider heute zum ersten Mal während dem Gottesdienst. Wir haben damit recht Aufmerksamkeit erregt und von vielen Kamerunern sowie auch den Weissen Komplimente erhalten.

Unten könnt ihr das Ergebnis unserer Bestellung bestaunen. Wir sind auf jeden Fall sehr zufrieden.

Chrisch & Sara (von Cameroon: Mbingo)

Chrisch, Dr. Brown & Sara (von Cameroon: Mbingo)

Harmattan

(sara) Wir möchten euch nun noch von unserer gestrigen Wanderung berichten. Wir machten uns auf zu den Hügeln und Wasserfällen hinter dem Spital. Es war sehr heiss und extrem staubig, so dass das Wandern keine Freude mehr bereitet. Zur Zeit blässt der Harmattan feinen Sahara Staub gegen Süden. Zudem befindet sich sehr viel Feinstaub vom Abbrennen der Felder und dem offenen Verbrennen der Abfälle in der Luft.

Die Sicht ist dementsprechend sehr getrübt... selbst das Spitalgelände war durch den Dunst kaum mehr erkennbar. Das Erste Bild unten unterscheidet sich somit kaum vom Webcam Bild von Thun. :(

Gestern / Trockenzeit (von Cameroon: Wanderungen rund ums Spital)

Regenzeit (von Cameroon: Wanderungen rund ums Spital)

Samstag, 6. Februar 2010

Heimweh

(sara&chrisch) Während dem Frühstück haben wir über Erlebnisse vom letzten Winter ausgetauscht und dabei Sehnsucht nach der Schweiz und dem Berner Oberland erhalten: Glitzernde neu verschneite Berge im strahlenden Sonnenschein mit blauem Himmel.... oh, wie gerne wären wir zuhause und unternähmen eine ausgiebige Schneeschuhwanderung. Wir hätten es nicht für möglich gehalten, aber wir beide vermissen den Winter :-(.

Nach einem Blick auf die Webcam von Steffisburg ist unser Heimweh schon fast verflogen...


Steffisburg: Ausblick auf die Stadt Thun, den Schlossberg und die Stockhornkette?

Wir haben uns entschlossen den blauen Himmel über der braun-roten Erde hier in Afrika zu geniessen und werden uns bald für eine Wanderung in die nahe gelegenen Hügeln aufmachen.