Montag, 28. Dezember 2009

Weihnachten in Mbingo

(sara & chrisch) 27 Grad, blauer Himmel und kurze Hosen - ist es wirklich Weihnachten? Das Spitalgelände ist zwar mit kitschigen künstlichen Tannenbäumen mit Schneeflocken dekoriert, was sehr surreal und unpassend wirkt.

Vertraut ist jedoch die vorweihnachtliche Hektitk. Auch hier in Kamerun ist die Weihnachtszeit von vielen Aktivitäten, Anlässen und Komerz begleitet. Geschenke und "teueres" Essen, wie zum Beispiel Huhn, sind sehr wichtig und verursachen ein grosses Loch in der Haushaltskasse. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Kriminaliätsrate jedes Jahr im Dezember stark zunimmt. Es kommt vermehrt zu Einbrüchen, Diebstähle und Raubüberfälle auf den Strassen - wir selber blieben zum Glück davon verschont. Ist das Weihnachten?

Wir sind hier in Mbingo zwar dem Einkaufsrummel entflohen, nicht jedoch den zahlreichen Anlässen.

Am 22.12 fand eine Pensionierungsfeier für 6 Mitarbeiter des Spitals statt. Die Feier dauerte von 10.00 Uhr Morgens bis in den Abend. In Afrika ist es Brauch die alten Leute zu ehren. Dies wurde in zahlreichen langen Ansprachen und detaillierten Auflistungen der Ausbildungen und Titeln der Betroffenen ausgedrückt. Natürlich durfte ein Rahmenprogramm mit Chorgesang, einer Predigt und Lobpreis nicht fehlen. Die Feier dauerte bis 14.00 Uhr. Anschliessend waren alle Spitalmitarbeiter zu einem Mittagessen eingeladen. Am frühen Abend wurde in den Häusern der Pensionierten weitergefeiert. Es war interessant einen Einblick in das Leben der Arbeiter in Mbingo 2, ausserhalb dem Spitalcompound zu haben.

Der Mittwochabend stand ganz im Zeichen des Backens. Wir haben Mailänderlis uns Spitzbuben hergestellt als Geschenk für die anderen Missionare. Es ist hier Tradition, dass sich die Missionare gegenseitig etwas schenken.

Am 24 Dezember haben wir normal gearbeitet. Von Weihnachtsstimmung war nicht viel zu merken. Um 17. 00 Uhr besuchten wir den Heiligabend-Gottesdienst der gute 21/2 Stunden dauerte. Der Pastor hat in der Predigt die Frage aufgegriffen, warum wir Weihnachten feiern? Was steht im Zentrum? Sind es Geschenke, das Essen oder die Gäste die zu Besuch kommen? Er hat uns daran erinnert, dass der wahre Sinn von Weihnachten die Geburt von Jesus und somit die Vorbereitung unserer Erlösung ist. Dies ist der wahre Grund zur Freude. Leider hat der Pastor nach einem guten Start sich mindestens vier mal wiederholt und insbesondere betont was Christen an Weihnachten tun und lassen sollten. Sein eindringlicher Appel ja zum Weihnachtsgottesdienst zu erscheinen hat bei uns somit das Gegenteil bewirkt.

Nach dem Gottesdienst waren wir bei Palmers zum Essen eingeladen. Nancy hatte verschiedene Speisen vorbereitet (Hummus, Käse, Wurst, was hier eine Besonderheit ist) und dazu gab es einen feinen Wein. :-). Der Abend war sehr gemütlich und hat unsere zuvor eher schwierige Beziehung zu Palmers positiv beeinflusst.

An Weihnachten haben wir uns die Freiheit genommen den Gottesdienst zu schwänzen. Wir haben stattdessen zusammen die Weihnachtsgeschichte aus Lukas 2 auf Deutsch, Englisch und Pidgin-Englisch gelesen und dazu Weihnachtslieder gehört. Dies war der besinnlichste und durchaus festlichste Moment.
Am Nachmittag waren wir bei Sparks zu einem traditionellen amerikanischen roasted Turkey eingeladen. Den Abend verbrachten wir Missionare gemeinsam mit einem Dessertbuffet - ganz ohne Rahmenprogramm.

Sonntag, 20. Dezember 2009

Jingle Bells

(sara) In Kamerun läuten in der Adventszeit besonders viele Hochzeitsglocken. Letztes Wochenende hatten wir die Möglichkeit eine traditionelle Hochzeitsfeier in einem Dorf ausserhalb von Bamenda mitzuerleben. Eine Besonderheit war, dass wir das Brautpaar nicht einmal kannten. Wir waren bei Walter Grob, einem kanadischen Missionar, und seiner kamerunischen Ehefrau Florence in Bamenda zu Besuch. Sie beide waren zu der traditionellen Hochzeit in Bangui eingeladen und haben uns mitgebracht, wie es hier in Kamerun üblich ist.

Traditionelle Hochzeiten finden meistens am Abend statt und können durchaus bis zum Morgengrauen dauern. Die Reise nach Bangui, dem Dorf der Eltern der Braut, wo die Hochzeitsfeier stattfand, war bereits ein Abenteuer für sich. Wir hatten geplant die Strecke bei Tageslicht zurückzulegen, da die Strasse ungeteert ist und viele Schlaglöcher hat. Weil Grobs den Weg nicht kannten, haben wir mit anderen Hochzeitsgästen von Bamenda vereinbart gemeinsam zu fahren. Wie zu erwarten, trafen die anderen Fahrzeuge mit Verspätung am Versammlungspunkt ein als es bereits dunkel war. Die Distanz war viel weiter als uns angegeben wurde und die Fahrt wurde durch die Dunkelheit erschwert. Statt dreiviertel Stunde waren wir 1 ½ Stunden unterwegs und bereits müde und verspannt als wir in Bengui eintrafen. Trotz Verspätung haben wir keinen Teil der Feierlichkeit verpasst, da das Brautpaar in einem Fahrzeug direkt vor uns sass.


(Brautpaar)

Wir wurden als Ehrengäste begrüsst und in der Nähe des Brautpaares (das wir gar nicht kannten) platziert. Zuerst wurden von Familienoberhäuptern lange Reden gehalten, wo insbesondere die Eltern des Brautpaares geehrt wurden, und Gesängen von der Dorfjugend und dem Frauenchor vorgetragen.


(Ansprache)

Um ca. 22.00 Uhr wurde das Büffet mit typischen kamerunischen Speisen mit Fisch, Poulet, Fufu, Njamajama, frittierten Kochbananen usw. eröffnet. Ca. eine Stunde später ging es weiter mit feuchtfröhlichen Ansprachen (nach erheblichem Alkoholkonsum) und Tänzen. Wir hatten geplant uns ca. Mitternacht auf den Rückweg zu machen. Vom Vater der Braut wurden wir jedoch informiert, dass Banditen in der Gegend seien und es zu gefährlich sei alleine zurückzufahren. So hiess es die Nacht lang durchzuhalten.


(Buffet)

Nach etlichen Stunden mit lauter Musik und einem weiteren Mahl fand um 3.00 Uhr morgens die traditionelle Hochzeits-Zeremonie statt. In Kamerun ist es Brauch dass der Bräutigam die Braut kaufen muss. Als Zeichen der Übereinkunft über den Preis und der Verbindung der beiden Familien wird ein Eintopf mit gekochtem Huhn in zwei gleiche Portionen verteilt und den Familienoberhäupter übergeben. Vom Fon (dem Dorfhäuptling) wurden anschliessend Segensgebete zu den Ahnen gesprochen und der Braut ein Knabe auf den Rücken gebunden, um Fruchtbarkeit und die Geburt eines männlichen Nachkommens zu erbitten. Diese animistische Zeremonie war für uns sehr befremdend. Es hat uns aufgezeigt, wie der christlichen Glauben mit okkulten Praktiken vermischt wird.


(Traditionelle Zeremonie)

Direkt nach dieser Zeremonie führte der Bräutigam die Braut weg vom Hof der Eltern, als Zeichen dass sie nun zu seiner Sippe gehört. Dies bedeutete dann auch das Ende der Hochzeit und wir traten um ca. 4.30 den langen Rückweg an. Bei Morgengrauen erreichten wir Bamenda und kippten für einige Stunden todmüde zu Bett.

Montag, 7. Dezember 2009

Shopping

(sara & chrisch) Es gibt einen kleinen Markt hier in Mbingo unmittelbar vor dem Eingang zum Spitalgelände, somit etwa 200 Meter von unserem Haus entfernt. Von Montag bis Freitag werden vor allem Früchte, Gemüse, Getreide und weitere alltägliche Haushaltsprodukte verkauft. Am Samstag ist Markttag mit einem etwas erweiterten Angebot, insbesondere an Occasionsschuhen und -kleidern.

Einige westliche Güter wie Coca Cola, Fanta und Ovomaltine sind hier erhältlich. Jedoch ist der Markt den finanziellen Verhältnissen der lokalen Bevölkerung angepasst. Das heisst, bei einem Durchschnittseinkommen von 50‘000.- CFA pro Monat (~ 100.- USD) ist es für die meisten nicht möglich auf Vorrat einzukaufen – deshalb sind die Packungen meist sehr klein und Luxusgüter wie Erdnussbutter, Konfitüre, Butter, Käse, Schokolade und so weiter sind nicht im Angebot.

Grössere Einkäufe erledigen wir deshalb in Bamenda, der nächsten Stadt, was einen Tagesausflug bedeutet. Letzten Freitag begleiteten wir Suzanne Sparks, die Ehefrau des Chefchirurgen, auf ihrem Einkaufsbummel und nutzten die Gelegenheit um vor Weihnachten einige Vorräte an Schokolade, Biskuits und Grundnahrungsmittel anzulegen.

Da die Preise in den verschiedenen Geschäften variieren, ist es sinnvoll eine gewisse Reihenfolge beim Einkaufen einzuhalten. So beginnt die Tour beim Geschäft „Our Parents“ (Unsere Eltern), einem Laden in einer heruntergekommenen Seitenstrasse. Der „Vatican“ ist dann der nächste Stopp – wäre auch besonders gut geeignet um alkoholische Getränke einzukaufen, da sie eine grosse Auswahl haben… ist irgendwie widersinnig, oder? Zum Schluss besorgen wir was sonst nicht erhältlich war im teureren „New Life Market“. Bei allen Geschäften gilt die Regel: Wenn etwas du etwas interessantes siehst, dann kauf so viel wie möglich und nötig. Denn beim nächsten Einkauf wird es sicher nicht mehr vorhanden sein. Leider heisst es nur allzu oft: „It’s finished“ (Ausverkauft).

Gemüse und Früchte werden natürlich auf dem Gemüsemarkt eingekauft. Dies ist ein Platz, ca. 2 Fussballfelder gross wo unzählige Marktstände nebeneinander stehen. Hier gilt es die Qualität und Frische des Gemüses zu begutachten, die Preise zu vergleichen und mit den Marktfrauen zu verhandeln. Wie ihr seht ist ein Einkauf hier sehr anstrengend und braucht vieeeel Zeit. Daher gönnten wir uns im „Hotel International“ ein feines Mittagessen und den wohlverdienten Rast.

Für Sara war es das erste Mal dass sie an einem Einkaufsbummel in Bamenda teilnehmen konnte und so haben wir den Tag sehr genossen. Es tat ihr gut einmal das Spitalgelände und die gewohnte Umgebung zu verlassen.