Sonntag, 20. Dezember 2009

Jingle Bells

(sara) In Kamerun läuten in der Adventszeit besonders viele Hochzeitsglocken. Letztes Wochenende hatten wir die Möglichkeit eine traditionelle Hochzeitsfeier in einem Dorf ausserhalb von Bamenda mitzuerleben. Eine Besonderheit war, dass wir das Brautpaar nicht einmal kannten. Wir waren bei Walter Grob, einem kanadischen Missionar, und seiner kamerunischen Ehefrau Florence in Bamenda zu Besuch. Sie beide waren zu der traditionellen Hochzeit in Bangui eingeladen und haben uns mitgebracht, wie es hier in Kamerun üblich ist.

Traditionelle Hochzeiten finden meistens am Abend statt und können durchaus bis zum Morgengrauen dauern. Die Reise nach Bangui, dem Dorf der Eltern der Braut, wo die Hochzeitsfeier stattfand, war bereits ein Abenteuer für sich. Wir hatten geplant die Strecke bei Tageslicht zurückzulegen, da die Strasse ungeteert ist und viele Schlaglöcher hat. Weil Grobs den Weg nicht kannten, haben wir mit anderen Hochzeitsgästen von Bamenda vereinbart gemeinsam zu fahren. Wie zu erwarten, trafen die anderen Fahrzeuge mit Verspätung am Versammlungspunkt ein als es bereits dunkel war. Die Distanz war viel weiter als uns angegeben wurde und die Fahrt wurde durch die Dunkelheit erschwert. Statt dreiviertel Stunde waren wir 1 ½ Stunden unterwegs und bereits müde und verspannt als wir in Bengui eintrafen. Trotz Verspätung haben wir keinen Teil der Feierlichkeit verpasst, da das Brautpaar in einem Fahrzeug direkt vor uns sass.


(Brautpaar)

Wir wurden als Ehrengäste begrüsst und in der Nähe des Brautpaares (das wir gar nicht kannten) platziert. Zuerst wurden von Familienoberhäuptern lange Reden gehalten, wo insbesondere die Eltern des Brautpaares geehrt wurden, und Gesängen von der Dorfjugend und dem Frauenchor vorgetragen.


(Ansprache)

Um ca. 22.00 Uhr wurde das Büffet mit typischen kamerunischen Speisen mit Fisch, Poulet, Fufu, Njamajama, frittierten Kochbananen usw. eröffnet. Ca. eine Stunde später ging es weiter mit feuchtfröhlichen Ansprachen (nach erheblichem Alkoholkonsum) und Tänzen. Wir hatten geplant uns ca. Mitternacht auf den Rückweg zu machen. Vom Vater der Braut wurden wir jedoch informiert, dass Banditen in der Gegend seien und es zu gefährlich sei alleine zurückzufahren. So hiess es die Nacht lang durchzuhalten.


(Buffet)

Nach etlichen Stunden mit lauter Musik und einem weiteren Mahl fand um 3.00 Uhr morgens die traditionelle Hochzeits-Zeremonie statt. In Kamerun ist es Brauch dass der Bräutigam die Braut kaufen muss. Als Zeichen der Übereinkunft über den Preis und der Verbindung der beiden Familien wird ein Eintopf mit gekochtem Huhn in zwei gleiche Portionen verteilt und den Familienoberhäupter übergeben. Vom Fon (dem Dorfhäuptling) wurden anschliessend Segensgebete zu den Ahnen gesprochen und der Braut ein Knabe auf den Rücken gebunden, um Fruchtbarkeit und die Geburt eines männlichen Nachkommens zu erbitten. Diese animistische Zeremonie war für uns sehr befremdend. Es hat uns aufgezeigt, wie der christlichen Glauben mit okkulten Praktiken vermischt wird.


(Traditionelle Zeremonie)

Direkt nach dieser Zeremonie führte der Bräutigam die Braut weg vom Hof der Eltern, als Zeichen dass sie nun zu seiner Sippe gehört. Dies bedeutete dann auch das Ende der Hochzeit und wir traten um ca. 4.30 den langen Rückweg an. Bei Morgengrauen erreichten wir Bamenda und kippten für einige Stunden todmüde zu Bett.

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