Mittwoch, 14. April 2010

Von der Assistenzärztin zur „stellvertretenden Chefärztin“ in weniger als 2 Monaten

(sara) Ab Anfang Februar wurde ich als Oberärztin eingesetzt. Ich war für die Geburtsabteilung und den medizinischen Männersaal verantwortlich. Ich hielt mit den Assistenzärzten von Montag bis Freitag tägliche Patientenvisiten, nachdem diese nach dem amerikanischen System die Patienten bereits frühmorgens visitiert haben (Pre-rounds). Meine Aufgabe besteht darin, die Betreuung der Patienten zu überwachen und die Assistenten am Patientenbett weiterzubilden.

Im Februar wurden zwei neue Ärzte direkt nach Abschluss der Universität eingestellt. Ich war für deren Einführung und Supervision zuständig. Ebenfalls war es meine Aufgabe im März zwei amerikanische Studentinnen einzuführen und zu betreuen. Diese Einführungen waren jeweils sehr zeitintensiv – insbesondere die Supervision der neuen Assistenzärzte. Ihr Wissen ist sehr mangelhaft, da die Qualität der Ausbildung an etlichen medizinischen Fakultäten in Afrika leider schlecht ist. Ihre klinische Beurteilung und der Patienten war schlechter als die der Screener Nurse Students. Somit musste ich etliche Patienten selber untersuchen, die Diagnosen neu stellen detaillierte Anweisungen für die Therapie geben.

Während Abwesenheiten von Dr. Palmer (zwei Wochen anfangs Februar und eine Woche Ende März) war ich für die Supervision sämtlicher medizinischer Abteilungen (ca. 130 Betten) und die Weiterbildung zuständig. Ich war auch verantwortlich anfallende administrativen Aufgaben als „stellvertretende Chefärztin“ zu erledigen. Es war zum Beispiel das Problem, dass das Radiologie-Departement unterbesetzt war und wir für stationäre Patienten bis zu 3 Tage auf die Durchführung der Untersuchung warten mussten. Die Röntgenassistenten haben sich dabei starr an die Reihenfolge der eingegangenen Verordnungen gehalten. Wir hatten aber einige sehr kranke, Patienten, priorisiert werden mussten, damit wir die weiteren Therapie-Entscheide treffen am selben Tag treffen konnten. So musste ich mit dem Chef des Radiologie-Departements verhandeln gehen.

Ich habe selber nur zwei Jahre klinische Erfahrung und so fühle ich mich mit meiner Verantwortung hier herausgefordert. Leider ist kaum Zeit um die zahlreichen komplizierte Fälle mit dem Chefarzt zu besprechen. Ich fühle mich für die Patienten in meinen Abteilungen verantwortlich und habe deshalb Mühe, wenn die Assistenten nicht dazu zu bringen sind kritische Patienten nachmittags erneut zu visitieren, Verläufe zu dokumentieren oder gar versäumen auf der Visite Verordnungen aufzuschreiben. Ich weiss nicht, wie viel ich tolerieren soll, da das Arbeitsverständnis hier in Kamerun anders ist als in der Schweiz - aber immerhin geht es um Menschenleben. Ich versuche deshalb meine Rollendefinition zu ändern und mich mehr als Berater, statt als verantwortlicher Arzt für die Stationen zu sehen. Mal schauen ob ich dies umsetzen kann.

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