Dienstag, 27. Juli 2010

Schweizer Abend

(chrisch) Als André uns im Februar besuchen kam, brachte er nebst Kleidern und Schokolade auch feine Emmentaler Meringue mit. Zu unserem Erstaunen hat das Gebäck die Reise gut überstanden und fast alle Schalen waren noch ganz. Grundsätzlich stand dem Verzehr nichts im Wege, ausser dass wir keine Schlagsahne hatten. Milch und Milchprodukte sind in Kamerun nicht immer und überall erhältlich. Bei diesen Produkten heisst es gewöhnlich "It's finished?!" - Es ist ausgegangen.

Während eines Besuches entdeckte Francine den Beutel mit den Meringuen und erkundigte sich, um was es sich handelt. Als wir ihr erklärten, dass es ein feines Dessert aus der Schweiz ist, lud sie sich gleich selbst dazu ein und wir mussten ihr versprechen, sie zu benachrichtigen sobald wir Rahm für die Zubereitung haben.

Vorletzte Woche als ich wieder einmal in Bamenda beim Einkaufen war, entdeckte ich im New Life Super Market französische Schlagsahne im 1 Liter Tetra Pack. Der Preis von 3'000 FCFA (~ CHF 7.-) war horrend, aber was soll's. Gelegentlich dürfen wir uns auch ein wenig Luxus gönnen. Damit die Meringuen nicht noch länger herumstanden und ev. durch die Feuchtigkeit oder durch Insektenbefall zerstört werden, suchten wir mit Kouyas den nächstmöglichen Termin für ein Nachtessen. Da wir vor kurzen auch feinen Käse kaufen konnten, entschlossen wir uns einen richtigen Berner Abend zu veranstalten. Das heisst, wir kochten feine mit Käse überbackene Rösti mit Salat und als Dessert Kaffee Melange und Meringuen mit viel Schlagsahne. Der Abend wurde ein voller Erfolg. Bienvenu und vor allem Francine assen sehr viel und genossen die Schweizer Speisen.

Francine & Bienvenu zu Besuch (aus Cameroon: Mbingo)

Als wir Francine am Montagmorgen sahen, erzählte sie uns, dass sie es am Sonntag fast nicht in den Gottesdienst geschafft habe. Ihr sei übel gewesen und sie habe sich unwohl gefühlt. Die Erklärung für ihr Unwohlsein war aber sehr schnell gefunden. Der Käse, der Rahm auf den Meringuen und im Kaffe waren wohl ein wenig zu viel für ihr Verdauungssystem. Gemäss Wikipedia leiden rund 60-80% der Kameruner (vermutlich eher 80%) an Laktoseintoleranz, das heisst einer Milchzuckerunverträglichkeit. Da Francine am Abend zuvor eine grosse Menge Milchprodukte zu sich genommen hat, war die Reaktion des Körpers auch dementsprechend.

Trotz allen Beschwerden hat ihnen jedoch der Abend sehr gut gefallen und sie haben die Schweizer Speisen genossen.

Laktoseintoleranz (von Wissen)

Das obenstehende Bild zeigt den Prozentsatz der Bevölkerung, die kein Milchzucker verdauen kann. Zu beachten gilt, dass dies für 75% der Weltbevölkerung als Normalfall gilt und nicht als Krankheit betrachted wird, wie bei uns in Europa und Nordamerika. Ich finde die Grafik sehr spannend, da sie aufzeigt wie begrenzt die Verbreitung der Milchwirtschaft ist.

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