Samstag, 4. Dezember 2010

Auf dem Dach von Afrika

(sara & chrisch) Nach Saras Abschluss des 3-Wöchigen Kurses in Health District Management in Ifakara, stellten wir uns Mitte November bereits der nächsten Herausforderung – der Besteigung des Mt. Kilimanjaro. Wir haben uns für die Machame Route entschieden, da sie landschaftlich sehr reizvoll und mit Übernachtungen im Zelt ein wenig abenteuerlicher ist.

Mit 5895 Meter über Meer ist der Kilimanjaro das höchste freistehende Massiv der Erde und der höchste Berg von Afrika. Eine Besonderheit des Kilimanjaro ist, dass bei der Besteigung alle Klimazonen durchwandert werden. Der Ausgangspunkt liegt im tropischen Regenwald, der Gipfel liegt in der arktischen Zone.

Klimazonen
5000m - 5850m: Arktische Zone, Gipfel mit ewigem Eis / Gletscher
4000m - 5000m: Hochwüste / Alpine Wüste
2800m - 4000m: Heide & Moorland
1800m - 2800m: Regenwald (Ausgangspunkt der Tour)
 900m - 1800m: Plantagen (Moshi liegt auf 1000m)

Tag 1 - 22.11.2010:
Machame Gate 1800 m ü. M. --> Machame Hut 3000 m ü. M.
Ausgangspunkt der Tour war Moshi, eine kleine Stadt am Fusse des Berges. Um ca. 8:30 wurden wir im Hotel von unserem Führer abgeholt und zusammen mit anderen Bergsteigern in einem Minibus zum Machame Gate geführt.

Machame Gate (von Tanzania: Mt. Kilimanjaro)

Am Gate galt es zuerst einige Formalitäten zu erledigen. Jeder Bergsteiger und Führer muss sich anmelden und das Gepäck für die Träger wird gewogen und aufgeteilt. Nach einer Wartezeit von rund 90 Minuten konnte es dann endlich losgehen.
Da wir uns als einzige für die 7-Tage Variante der Besteigung angemeldet haben, hatten wir eine Gruppe nur für uns. Nebst unserem Guide Danieli wurden wir von einem Hilfs-Guide, einem Koch und 6 Trägern begleitet / betreut. Wir konnten uns zuerst nicht vorstellen, warum ein solch grosser Tross für uns notwendig ist. Da jedoch alle Lebensmittel, Zelte, Kochutensilien und vieles mehr den ganzen Weg transportiert werden muss, waren wir dankbar für diese Dienstleistung.

Punkt 12 Uhr, nach nur rund 45 Minuten Marschzeit entdeckten wir am Wegrand einen kleinen Tisch mit einer künstlichen Blume darauf. Wir amüsierten uns über dumme, verwöhnte Touristen die sich solche Extravaganz am Berg leisten... nur um kurz darauf festzustellen, dass dies unser Mittagstisch ist.

Mittagsrast (von Tanzania: Mt. Kilimanjaro)

Nach einer kurzen Stärkung ging es in einem gemächlichen Tempo durch den Regenwald weiter der Machame Hut, dem ersten Campingplatz, entgegen. Kurz vor unserer Ankunft wurden wir noch von einem tropischen Regenschauer überrascht und konnten so unsere Regenausrüstung testen. Zum Glück blieb der Campingplatz der Machame Hut, der in der Übergangszone vom Regenwald zu Heide & Moorlandschaft liegt, vom Regen verschont.

Kurz nach der Ankunft im Camp wurde uns heisses Wasser zum waschen und anschliessen Tee und Popcorn serviert. Das Nachtessen war, wie auch an den folgenden Tagen, ausgezeichnet und reichhaltig.

Tag 2 - 23.11.2010:
Machame Hut 3000  m ü. M. --> Shira Hut 3840 m ü. M.
Am Morgen um 6:30 Uhr beschlossen wir aufzustehen und uns für den neuen Tag vorzubereiten. Es galt die Tagesrucksäcke zu packen und unsere Campingausrüstung (Schlafsäcke, Matten, etc.) in den grossen Rücksäcken zu verstauen. Nach einem herzhaften Frühstück ging es um ca. 8:30 Uhr los. Der steile Weg führte zuerst durch eine Heidelandschaft, die später durch ein Moorgebiet mit nur noch vereinzelten Büschen abgelöst wurde. Da die Tagesetappen jeweils eher kurz waren, konnten wir den Aufstieg und die Aussicht geniessen. Nach rund fünf Stunden erreichten wir das Shira Plateau und somit den nächsten Campingplatz.

Gegen Abend klarte das Wetter auf und wir hatten eine fantastische Sicht auf den Mt. Kilimanjaro und den Mt. Meru (4566m).

Mt. Meru (von Tanzania: Mt. Kilimanjaro)

Zeltplatz mit Kilimanjaro im Hintergrund (von Tanzania: Mt. Kilimanjaro)

Tag 3 - 24.11.2010:
Shira Hut 3840 m ü. M. --> Baranco Hut 3950 m ü. M.
Als wir am Morgen erwachten und das Aussenzelt öffnen wollten stellten wir fest, dass es über Nacht Frost gab. Das Kondenswasser am Aussenzelt war gefroren und wir spürten zum ersten, aber nicht zum letzten Mal, wie kalt es nur 300km südlich des Äquators werden kann.

Die dritte Etappe führte während drei bis vier Stunden konstant ansteigend westwärts bis auf 4600 m ü. M. zum Lava Tower (Lava Turm). Auf dieser Höhe hatte es bis auf wenige Flechten und Moose fast keine Vegetation mehr. Das Wetter war neblig, sehr windig und kalt - von da her alles andere als einladend.
Wir waren zum ersten Mal richtig dankbar für das Essenszelt und das warme Mittagessen das uns serviert wurde. Ermüdet von der Witterung und der ungewohnten Höhe gönnten wir uns einen kurzen Mittagsschlaf.

Erfrischt machten wir uns an den steilen Abstieg zur Baranco Hut, welche in einem kleinen windgeschützten Tal liegt.

Tag 4 - 25.11.2010:
Baranco Hut 3950 m ü. M. --> Karanga Valley 4000 m ü. M.
Bereits bei der Ankunft am Vorabend konnten wir die Baranco Wall (Baranco Wand) sehen, die es an diesem Morgen zu bezwingen galt. Aus der Ferne konnten wir uns kaum vorstellen, wo ein Weg durch die Felswand hochführen soll. Da wir Klettersteige gewohnt sind, genossen wir die kurzen aber ermüdenden "Kletterpartien". Wir staunten wie die Träger mit den Händen die schweren Lasten auf dem Kopf ausbalancierten und so schwierige Stellen meisterten - Stellen wo wir beide Hände zur Hilfe nahmen. Der Aufstieg ist nicht gefährlich, erfordert jedoch Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.
Die Wand durchstiegen wir in einem etwas höheren Tempo, was wir im Verlauf des weiteren Tages bemerkten. Die Höhe machte sich auch hier einmal mehr bemerkbar...

Baranco Wall (von Tanzania: Mt. Kilimanjaro)

Zum Glück für uns hatte es an diesem Tag einmal mehr Nebel. Die am Morgen erklommenen Höhenmeter stiegen wir wieder ab und mussten am Nachmittag sogar noch einmal einen Felsabsatz erklimmen. Da wir uns für einen zusätzlichen Akklimatisierungstag entschieden haben, verbrachten wir die folgende Nacht im Karanga Valley. Diejenigen welche die Machame Route in sechs Tage absolvieren, steigen noch am selben Tag weitere drei Stunden zum Barafu Camp auf.

Tag 5 - 26.11.2010:
Karanga Valley 4000 m ü. M. --> Barafu Hut 4600 m ü. M.
Rückblickend war unsere Entscheidung den vierten Tag zu unterteilen goldrichtig. Der Aufstieg vom Karanga Valley zur Barafu Hut war nicht besonders schwierig oder anstrengend, jedoch ermöglichte uns der Zusatztag eine längere Erholungspause. Bereits kurz vor dem Mittag erreichten wir das letzte Camp vor der Gipfelbesteigung und hatten so fast 12 Stunden Ruhe bevor wir die Besteigung des Uhuru Peaks in Angriff nahmen.   Geschlagen haben wir jedoch kaum. Einerseits durch die grosse Höhe die wir spürten. Andererseits waren wir auch zu aufgeregt. Unsere Gedanken drehten sich um die Fragen: Was und wie viel müssen wir anziehen? Wie wird das Wetter? Werden wir es schaffen?

Tag 6 - 27.11.2010:
Barafu Hut 4600 m ü. M --> Uhuru Peak 5895 m ü. M. --> Mweka Hut 3100 m ü. M.
Am Tag 5, um 23:30 Uhr war es dann endlich soweit. Wir wurden "geweckt" und erhielten vor dem Abmarsch noch einen heissen Tee und ein paar Kekse zur Stärkung. Draussen war es bitterkalt und es niesel-schneite. Dies wirkte sich nicht gerade günstig auf unsere Moral aus. Zusätzlich zu unseren fünf Schichten, zogen wir die Regenhosen und -Jacke an und starteten um ca. 00:20 Uhr den Aufstieg. Es war stockdunkel und der steile, gefrorene Weg wurde nur durch unsere Stirnlampen erleuchtet. Nach wenigen Minuten hatten wir uns jedoch an diese Verhältnisse gewöhnt und stapften Schritt für Schritt bergauf. Das Marschtempo war äusserst langsam, damit wir nicht zu früh ermüden oder zu Schwitzen beginnen. Da die Temperaturen weit unter den Gefrierpunkt lagen, würden wir durch das Schwitzen sehr rasch auskühlen. Chrischs Füsse waren trotz allem bereits nach nur 30 Minuten kalt und während des Aufstiegs verlor er auch kurzzeitig das Gefühl in den Fingern. Wegen der Kälte haben wir nur wenige, sehr kurze Pausen eingelegt um etwas zu verschnaufen und uns mit  Quick-Energy Drinks zu stärken.  Am Anfang merkten wir in der Dunkelheit kaum wie steil wir aufstiegen. Wir waren überrascht als wir hörten, dass wir bereits die Hälfte des Aufstiegs zurückgelegt hatten. Der zweite Teil wurde aber mühsamer. Die Luft wurde spürbar dünner, das Atmen fiel schwerer und wir mussten häufiger kurze Verschnaufpausen einlegen. Wir beide wurden zudem von starken Rückenschmerzen geplagt. Jeder Schritt war somit eine Anstrengung. Die letzen 200 hundert Meter zum Stella Point, am Kraterrand zogen sich unendlich in die Länge Im anbrechenden Morgenlicht konnten wir den Stelle Point deutlich ein wenig oberhalb von uns erkennen. Es schien jedoch, dass wir nicht näher kommen. Kurz unterhalb des Stella Points, konnten wir den Sonnenaufgang über dem Wolkenmeer geniessen. Mit der Sonne wurde es auch sofort ein wenig wärmer und angenehmer.
Vom Stella Point aus sieht man auch den Uhuru Peak, den höchsten Punkt des Kraters. Es scheint, als sei er nur ein paar Minuten entfernt und als ob es kein Problem sei ihn zu erreichen... trotzdem dauerte es nochmals fast eine Stunde bis wir die letzten 200 Höhenmeter überwunden hatten und endlich auf dem höchsten Punkt Afrikas standen.

WAS FÜR EIN GEFÜHL!

Uhuru Peak (von Tanzania: Mt. Kilimanjaro)
Danieli, Chrisch, Sara, Joseph

Der gesamte Aufstieg dauerte ca. 7 Stunden und wir waren froh, als wir es endlich geschafft hatten. Vom Gipfel sieht man in den Krater und diverse Gletscher. Die Wände der Gletscher erscheinen unwirklich und künstlich - als hätte sie jemand dorthin gesetzt.
Nach rund 25 Minuten Aufenthalt auf dem Gipfel, machten wir uns wieder auf den Weg zum Stella Point und anschliessend auf den Weg zurück ins Barafu Camp. Der Abstieg führte über eine Geröllhalde, wo wir runter rennen, beziehungsweise runter rutschen, konnten. Nach nur rund 1,5 Stunden waren wir um 9:30 Uhr wieder zurück im Camp und erholten uns von den Strapazen der vergangenen Nacht. Wohlwissend, dass nochmals ein dreistündiger Abstieg zur Mweka Hut vor uns liegt.

Auf dem letzten Teilstück des Weges begann es zu regnen. Im Gegensatz zum ersten Tag, hörte es leider nicht mehr auf uns so erreichten wir unser Nachtlager im Regen. Da der Campingplatz schlammig war, hatten wir sehr bald Schmutz und Wasser im Zelt. Dies zeigte uns auf, wie dankbar wir sein müssen, dass wir nur am zweitletzten Abend so nasses Wetter hatten.

Tag 7 - 28.11.2010:
Mweka Hut 3100 m ü. M. --> Mweka Gate 1850 m ü. M.
Der letzte Tag unserer Tour führte uns nochmals während gut zwei Stunden durch den Regenwald, bevor wir das Mweka Gate erreichten. Wie zu Beginn der Tour mussten wir uns beim Gate registrieren, erhielten aber dieses Mal noch ein Diplom dass wir den Mt. Kilimanjaro bestiegen haben.
Nach der Ruhe am Berg wurden wir hier von diversen Händlern belagert, die verschiedene Souvenirs "günstig" zu verkaufen hatten. Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, fuhren wir mit dem Bus zurück ins Hotel, wo wir endlich nach 7 Tage wieder einmal eine Dusche nehmen konnten.

Mt. Kilimanjaro (von Tanzania: Mt. Kilimanjaro)

--> Link zum Picasa Webalbum

1 Kommentar:

  1. Hey ich gratuliere euch! Wow ich bin so stolz auf euch! Nun erholt euch gut und schaut zu euch.

    herzlicher Gruss aus Bern
    Mätthu

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