Montag, 20. Dezember 2010

Weihnachtsgrüsse aus Kijabe

(sara & chrisch) Vor rund drei Wochen sind wir in Kijabe eingetroffen - höchste Zeit also um euch ein wenig mehr über unsere Leben hier in Kenia zu erzählen.

Kijabe bedeutet auf Masai „Ort des Windes“ und macht seinem Namen alle Ehre. Es vergeht kein Tag an dem nicht ein kräftiger Wind talwärts weht. Diese hat auch Auswirkungen auf die Vegetation. Die Bäume haben nur Äste auf der windabgewandten Seite und sind auch in diese Richtung gebogen.
Das Spital liegt ca. auf halber Höhe zwischen der Hochebene (2400 m. ü. M.) und dem Talboden (1800 m. ü. M.) auf einer Höhe von etwa 2200 m. ü. M. und so ist es am Abend mit dem Wind unangenehm kühl.
Es wird, ähnlich wie in Mbingo, zwischen AIC Kijabe Hospital und Kijabe Town unterschieden. Mit dem Taxi dauert die Fahrt vom Spital zum Ort ca. 15 holprige Minuten. Die Naturstrasse ist in einem sehr schlechten Zustand und würde in der Schweiz nur von Fussgängern verwendet.

Sitaplex - Unser Zuhause (von Kenya: Kijabe & Umgebung)

Im neuen Zuhause haben wir uns in dieser kurzen Zeit bereits sehr gut eingelebt, da vieles ähnlich wie in Kamerun abläuft. Vom Spital wurde uns eine grosse 4,5 Zimmerwohnung zur Verfügung gestellt. Eigentlich viel zu gross für uns zwei, aber wir geniessen sie sehr. Aus dem grossen Wohnzimmerfenster haben wir eine tolle Aussicht auf das Rift Valley, einer geologischen Verwerfungszone, und können wunderschöne Sonnenuntergänge bestaunen. Im Gegensatz zu Mbingo wurden wir hier bisher von Kakerlaken und anderen lästigen Insekten oder Nagetieren verschont.
Das einzige das uns in unserer Wohnung an Afrika erinnert sind die gelegentlichen Stromausfälle und Probleme mit dem Kühlschrank und der Dusche.

In der Nähe des Spitals befindet sich alles was zum Leben notwendig ist. Ca. 5 Minuten von unserer Wohnung entfernt befinden sich ein kleiner Einkaufsladen, eine Metzgerei und verschiedene andere kleine Shops in denen Dinge des täglichen Bedarfs eingekauft werden können. Durch die hohe Dichte an Amerikanern, sind vor allem Produkte aus den USA erhältlich. Auch der Markt für Gemüse wurde „amerikanisiert“. Die Preise in der kleinen Markthalle sind fix und es gibt keine Konkurrenz zwischen den Marktfrauen. Jedoch muss darauf geachtet werden, dass beim Einkaufen möglichst jeder Stand berücksichtigt wird. So kaufen wir bei einer Frau Tomaten, bei der Zweiten Gurken, bei der Dritten Karotten, usw.

Was nicht in Kijabe erhältlich ist, kann im nahegelegenen Nairobi gekauft werden. Mit dem Matatu, einem Sammeltaxi, dauert die Reise in die Stadt gut eine Stunde. Nairobi ist, zumindest während dem Tag, eine sichere Stadt. Die Strassen sind geprägt von zahllosen Sicherheitsmännern die vor Hoteleinfahrten stehen und Autos kontrollieren, Bankbesucher nach Waffen absuchen und bei Einkaufszentren Besucher darauf hinweisen, dass Taschen und Rucksäcke im Geschäft nicht gestattet sind. Nakumatt, eine Supermarktkette ähnlich der Migros, hat es Chrisch besonders angetan und wird bei jeder Reise in die Stadt für Einkäufe besucht.

Spitaleingang (von Kenya: Kijabe & Umgebung)

Am ersten Tag nach unserer Ankunft wurden wir von unseren neuen Arbeitskollegen ein wenig in das Spital eingeführt und darüber informiert, was während den kommenden drei Monaten unsere Aufgabe sein wird.

Sara arbeitet als Assistenzärztin auf der Inneren Medizin, zurzeit auf der Frauenabteilung. Nach dem amerikanischen System arbeitet sie mit Franklin einem kenianischen Assistenzarzt, Leishan einem Clinical Officer (ähnliche Position, wie die Screener Nurses in Mbingo) und Jonathan, einem australischen Studenten in einem Team, das von Retth, einem amerikanischen Oberarzt supervisiert wird. Eine kenianische Assistenzärztin im ersten Jahr (Intern) hat nach der ersten Woche auf eine andere Abteilung gewechselt. Sie findet dieses System auch nach gut 2 Wochen noch befremdend und versteht die Pflichten und Kompetenzen der einzelnen nicht. Gerne werden Pflichten auf sie abgeschoben.

Salome Ward (von Kenya: Kijabe & Umgebung)

Sara ist bereits voll in den Spitalalltag integriert und war bereits zwei Mal nachts im Bereitschaftsdienst. Da sie auch für die Intensivstation zuständig ist während der Nacht, waren die Dienste sehr intensiv und sie hat kaum Schlaf abgekriegt – am nächsten Tag hat sie auf der Abteilung normal weiter gearbeitet. Die Krankheitsbilder hier sind sehr ähnlich wie diejenigen in Mbingo, jedoch stehen hier mehr Abklärungsmöglichkeiten zur Verfügung. Zudem ist die  Bevölkerung generell etwas reicher und eher bereit Geld für Test und Medikamente auszugeben. Die Medizin die hier betreiben wird ist näher an der westlichen Medizin als in Kamerun und es werden andere Protokolle angewendet. Diese Umstellung ist nicht ganz einfach. Die Kommunikation mit den meisten Patienten ist viel schwieriger als in Mbingo. Die meisten älteren Patienten sprechen nur Dialekt und eventuell noch Kiswahili, verstehen jedoch gar kein Englisch. So kann Sara mit ihnen nur via Übersetzer kommunizieren. Es ist meist sehr schwierig eine Pflegende zum Übersetzen zu finden. Sara konnte nun bereits eine gute Beziehung zu den Pflegenden aufbauen und so spürt sie von ihrer Seite etwas mehr Unterstützung als zu Beginn.

Chrischs Hauptaufgabe ist wiederum im Bereich Elektronische Patientenverwaltung angesiedelt. Die Spitalleitung möchte in nächster Zeit ein elektronisches System für die Verwaltung von Terminen einführen. Dies wird den Ablauf in den Spezialkliniken (z.B. Zahnarzt, Privatpatienten, etc.) wesentlich verbessern und die Kundenzufriedenheit erhöhen. Die Motivation der IT Abteilung Chrisch bei dieser Aufgabe zu unterstützen ist jedoch sehr gering und so steht er auch nach drei Wochen immer noch am gleichen Ort und fragt sich, wie viel Energie er in das Projekt investieren soll.
Um die Zeit trotzdem Sinnvoll zu nutzen, investiert er viel Zeit in die Planung der Ferien mit Lydia und mit Saras Familie (dazu später einmal etwas).

Wir wünschen euch allen frohe und gesegnete Weihnachten und Gottes Segen für das neue Jahr!

Hier noch unsere Adresse (gültig bis am 28. Februar 2011)
Dr. Sara Berger
AIC Kijabe Hospital
PO Box 20
Kijabe 00220
Kenya

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