Mittwoch, 11. November 2009

Spitalalltag von Sara

(sara) Wir sind immer noch daran uns in unsere Aufgaben im Spital einzuarbeiten und die Abläufe hier zu verstehen. Jeden Tag lernen wir Neues dazu und begegnen neuen Überraschungen und Herausforderungen. Es ist noch zu früh um von Alltagsroutine zu sprechen. Wir möchen euch aber teilhaben lassen, wie ein Arbeitstag bei uns aussieht:
Meine Arbeit beginnt um 6.00 Uhr mit Visite bei den hospitalisierten Patienten. Ich beurteile, wie sich der Zustand „meiner“ 10-20 Patienten entwickelt hat und verordne weitere Untersuchungen oder Therapien.

Um 7.00 Uhr findet jeweils eine ca. halbstündige Fallbesprechung statt. Der Arzt der Nachtdienst hatte präsentiert einen spannenend oder unklaren Fall, welchen wir dann gemeinsam besprechen und das weitere Vorgehen festlegen. Die letzen 14 Tage war ein amerikanischer Neurologe zu Gast. Er demonstrierte die korrekte Patientenuntersuchung und das diagnostische Vorgehen am Patientenbett. Dies war immer sehr spannend und lehrreich.
Anschliessend geht es zurück auf die Abteilung um Austrittsberichte zu schreiben und Eingriffe vorzunehmen . In den ersten 2 Wochen habe ich bereits mehr Lumbal- (Rückenmark) und Aszitespunktionen (Ansammlung von Flüssigkeit in der Bauchöhle) durchgeführt als in einem Jahr in der Schweiz.
Im Verlauf des Morgens findet auch noch eine Chefarztvisite statt. Dr. Palmer will über den Verlauf informiert werden und gibt zum Teil weitere Anweisungen oder Anregungen. Da er jeden Tag alle Patienten visitiert hält er es kurz und eher oberflächlich.

Sobald die Stationsarbeit erledigt ist gönne ich mir eine kurze Kaffepause und stärke mich mit Gebäck das von der Spitalküche zubereitet wurde.

Danach gehe ich hinüber in die Tagesklinik, genannt Outpatient Department, und kümmere mich um ambulante Patienten, von Neugeboren bis zu Greisen. Die Leiden der Patienten umfassen das ganze Spektrum der Medizin: Infektionskrankheiten wie Lungenentzündung, Durchfall, Malaria und andere tropenspezifische Infektionen, zahlreiche Fälle von HIV/AIDS. Herzkreislaufprobleme (z.b. Bluthochdruck) Stoffwechselstörungen (z.b. Diabetes, Kröpfe), Magendarmprobleme, Hauterkrankungen, Schwangerschaft und gynäkologische Probleme ,Tumoren, und neurologischen Erkrankungen. Etliche Patienten kommen von weit entfernten Orten, z.b. aus der Hauptstadt Yaounde oder der Hafenstadt Douala (mehr als 6 stündige Reisen) um eine gute medizinische Versorgung zu haben. Mbingo ist dank des guten Standards ein Referenzspital. Dies bedeutet, dass ich komplizierte Fälle nicht an Spezialisten weiterleiten kann, da es diese in der Umgebung nicht gibt. Ich „bin“ in der Rolle des Spezialisten und versuche ihnen mit den vorhandenen diagnostischen und therapeutischen Mitteln bestmöglich zu helfen. Oft ziehe ich während einer Konsultation Fachliteratur zu Rate und bespreche mich mit der Krankenschwester, was in Anbetracht der finaziellen Situation des Patienten die optimale Lösung ist (Die meisten Patienten haben keine Krankenkasse und müssen jede Untersuchung und jedes verschriebene Medikament aus der eigenen Tasche bezahlen).

Um 14.00 Uhr gebe ich zusammen mit Promis eine stündige Weiterbildung für Sreener-Nurses –Schüler (Pflegefachkräffte die ausgebildet werden um einen Gesundheitsposten selbständig zu leiten)

Von 15.00 bis 16.00 hält Dr. Palmer oder ein Facharzt der zu Besuch ist eine Vorlesung.

Anschliessend ist eigentlich Feierabend. Jedoch warten oft noch viele Patienten im Outpatient-Department (OPD). Ich habe bis jetzt noch nicht herausgefunden, wie dies geregelt ist und wer für diese verantwortlich ist. Ich ging gelgentlich zurück ins OPD, um Fälle von Patienten, die ich zu Untersuchungen geschickt habe abzuschliessen. Diese Patienten waren meist jedoch nicht mehr auffindbar. Dafür wurden mir die Unterlagen von neuen Patienten oder von Patienten die von Kollegen erstbeurteilt wurden vorgesetzt… In einem Wort: Ein Chaos. Die Abläufe im OPD sind zuwenig strukturiert und organsiert. Jeder erzählt mir etwas anderes. Ich habe Mühe herauszufinden, was von mir erwartet wird. Ich bin daran zu lernen selber Grenzen zu setzen, was mir nicht leicht fällt.

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