Sonntag, 7. März 2010

Expedition Mango-ma-Loba

(sara & chrisch) Nach ca. 4 Monaten Akklimatisation in Mbingo auf 1600 Meter ü M. und etlichen Trainingswanderungen in den Mbingo-Hills, wagten wir während unserer ersten Woche Ferien hier in Kamerun das Abenteuer der Besteigung des Mt. Cameroon (Mango-ma-Loba) - unser erster 4000er.
Gipfelpanorame (von Cameroon: Mt. Cameroon & Limbe)

Wir unternahmen diese Expedition jedoch nicht alleine. Kurz nach unserer Ankunft in Kamerun lernten wir Walter Grob, ein CBC-Langzeitmitarbeiter kennen, der den Mount Cameroon bereits sechs Mal bestiegen hat. Er war einer siebten. Besteigung glücklicherweise nicht abgeneigt und hat die Expedition organisiert. Dank seiner guten Kontakte klappte so auch alles problemlos - was hier in Kamerun eine Seltenheit ist.
Joshua Frederiksen, ein deutsch-amerikanischer Medizinstudent hat sich uns angeschlossen. Er ist als Missionarskind in Tansania aufgewachsen und hat bereits den Kilimandscharo und Mt. Kenya und auch sonst einige 4000er bestiegen.
Josh, Walter, Sara & Chrisch
(von Cameroon: Mt. Cameroon & Limbe)

Buea
Buea, der Hauptort der englischsprachigen Region Süd-West liegt auf rund 1000müM am Fuss des Mt. Cameroons, ist der Ausganspunkt für den Aufstieg zum Gipfel. Unser Abenteuer begann am 17. Februar mit der Anreise. In Mbingo charterten Josh, André und wir ein Taxi und erreichten Bamenda in Rekordzeit - und für einmal pünktlich. Dort trafen wir Walter und setzten die Reise in einem CBC Minivan nach Buea fort. Nach sechs langen Stunden erreichten wir Gott und Fred (unser Fahrer) sei Dank sicher Buea.

Um den Aufstieg am nächsten Morgen verzögerungsfrei starten zu können, begaben wir uns kurz nach unserer Ankunft zum Büro der Mount CEO (Mount Cameroon Inter-communal Ecotourism Board), der staatlichen Behörde welche die Besteigung des Berges reguliert. Diese ist zuständig für die Zuteilung der Führer, Träger und Zahlstelle für die anfallenden Gebühren.

Nachdem die Formalitäten und das Beschaffen der Verpflegung erledigt waren, erholten wir uns im O.I.C. Hotel, einer Ausbildungsstätte für Servicepersonal. Zu unserem Erstaunen wurden wir bisher noch nirgends so schlecht und unfreundlich bedient wie hier. Davon liessen wir uns aber nicht beirren und verbrachten einen gemütlichen Abend mit feinem Essen, Kartenspielen und guten Gesprächen.

Dem aufmerksamen Leser ist aufgefallen, dass André uns auf der Reise nach Buea begleitete. Diese Fahrt bedeutete für ihn den Abschluss der Ferien und der erste Teil der Rückreise nach Douala. Am nächsten Tag brachte ihn ein Taxi nach Douala zum Flughafen, wo um rund 12:00 Nachts der Flug in die Heimat startete.

Gipfelstürmer
Nach einer nahezu ruhelosen Nacht in einem unbequem weichen Bett und dem bangen Gedanken an 3000 Höhenmeter Aufstieg, klingelte um 5 Uhr der Wecker. Trotz fehlendem Appetit zu dieser frühen Morgenstunde haben wir zur Stärkung für den Tag Porridge, Eier und Brot und einen Soya-Vitamindrink in uns hineingestopft.

Pünktlich um 05.30 Uhr wurden wir von Fred beim Hotel abgeholt und zur Upper Farm, dem Ausgangspunkt der Bergtour, geführt. Entgegen unserer Abmachung sind die Führer und Träger mit rund 20 Minütiger Verspätung eingetroffen und so waren alle um einen raschen Aufbruch bemüht und schlugen ein hohes Marschtempo an. Da wir uns etwas mehr Zeit nahmen um uns richtig von André zu verabschieden, blieben wir von Beginn an etwas zurück.
In Anbetracht eines achtstündigen Aufstieges, verzichteten wir auf eine Aufholjagd um unsere Kräfte Sinnvoll einzuteilen. Dieser Entscheid war für uns Gold richtig.

Nach einem kurzen Wegabschnitt durch Ackerbaugebiet, führte ein breiter, sanft ansteigender Weg durch einen herrlichen Regenwaldgürtel mit grossen Bäumen und schönen Blumen. Nach rund 90 Minuten erreichten wir bereits die erste Hütte auf rund 1870müM, wo wir kurz rasteten und an einer Quelle unsere Wasservorräte nachfüllten.
Aufstieg durch den Regenwaldgürtel
(von Cameroon: Mt. Cameroon & Limbe)

Von hier aus wurde der Weg steiler und durch Wurzelpassagen und hohe Absätze unwegsamer. Nach weiteren 30 Minuten erreichten wir die Baumgrenze, von wo aus wir die steile, mit trockenem Gras bedeckte Bergflanke bestaunen konnten. Nach rund 45 Minuten Aufstieg erreichten wir die Hütte 1b, eine neu errichtete Schutzhütte welche bei schlechtem Wetter oder Überbelegung der ersten, bzw. zweiten Hütte, als Unterkunft dient.

Schleiernebel verdeckte uns die Sicht sowohl zur Bergflanke wie aber auch „Talwärts“. Somit blieb uns der Anblick des Magic Tree (Magischer Baum) für lange Zeit erspart. Dieser Baum ist auf halber Strecke zwischen Hütte 1b und zwei und ist bereits von weitem sichtbar. Gemäss dem Reiseführer soll der Eindruck entstehen, er entferne sich während dem Aufstieg.
Magic Tree (von Cameroon: Mt. Cameroon & Limbe)

Steiler Aufstieg (von Cameroon: Mt. Cameroon & Limbe)

Verschont von diesem Anblick und der heissen Sonnenstrahlen stiegen wir Schritt für Schritt über die Böschung aus harter Lava auf. Dieser Abschnitt ist der steilste und herausforderndste der gesamten der Bergtour. Müde, hungrig und mit bereits leicht schmerzenden Oberschenkeln erreichten wir um 11:00 Uhr die Hütte 2 (2860müM), die direkt am Rand eines Plateaus in einer Mulde versteckt steht. Hier gönnten wir uns einen 30 minütigen Mittagsrast und reduzierten das Gewicht des Tagesrucksackes auf das Notwendigste.

Frisch gestärkt und hoffnungsvoll den Gipfel noch am selben Tag zu erreichen, machten wir uns an den Aufstieg der nächsten Flanke. Der Weg führt zu Beginn über eine Krete und später durch eine Rinne in der Bergflanke zum nächst höher gelegenen Plateau, wo auf 3950müM eine dritte Schutzhütte steht.
Aufstieg zur Hütte 3 (von Cameroon: Mt. Cameroon & Limbe)

Von hier an führt ein spannender, sanft ansteigender Weg vorbei an flechtenbewachsenen Stein und dann über schwarzen Lavasand zum Gipfel des Mt. Cameroon auf 4095müM. Durch die Höhe und den daraus resultierenden Sauerstoffmangel waren wir sehr froh, dass die letzte Etappe so angenehm war.
Letzte Etappe - Gipfel des Mt. Cameroon ist in der Mitte
(von Cameroon: Mt. Cameroon & Limbe)

Müde aber überglücklich haben wir den Gipfel nach einer Marschzeit von rund 8 Stunden erreicht und genossen den Ausblick auf die zahlreichen Nebengipfel und das Wolkenmeer unter uns.
Wir waren vorgewarnt worden, dass die Temperaturen auf dem Gipfel gelegentlich fast 0 Grad Celsius betragen und hatten uns dementsprechend mit Kappen und Handschuhen ausgerüstet. Dank dem Sonnenschein den wir ab Hütte 2 genossen, waren die Temperaturen angenehm und nicht zu kalt, so dass wir rund 30 Minuten auf dem Gipfel verweilten.
Sara, unser Führer & Chrisch auf dem Gipfel
(von Cameroon: Mt. Cameroon & Limbe)

Um 15:30 machten wir uns an den Abstieg um vor Einbruch der Dunkelheit die Hütte 2 zu erreichen, wo wir die Nacht verbringen wollten. Es zeigte sich, dass der Abstieg der mühsamste Teil der Tour ist, da unsere Knie und Muskeln sehr belastet wurden. Zudem machte sich die Müdigkeit bemerkbar. Wir waren sehr froh, dass wir kurz vor unserer Abreise in Mbingo noch zwei Wanderstöcke von Jeremia, dem Kuhhirten, herstellen liessen.

Hüttenstimmung
Wir freuten uns auf einen ruhigen, gemütlichen Abend mit Hüttenstimmung, als wir rund um die Hütte eine grosse Menschenansammlung sahen. Es stellte sich heraus, dass eine kamerunische Schulklasse (ca. 50 Jugendliche) hier oben übernachtet um am nächsten Tag den Gipfel zu besteigen.
Dank dem Einsatz unserer Träger, wurde für uns einer der drei kleinen Schlafräume reserviert. Dieser war rund 4 * 5 Meter gross und enthielt eine Holzpritsche die als Massenlager dient.

Nach einem einfachen aber schmackhaften Nachtessen bestehend aus asiatischer Teigwaren-Suppe, Wurst und Brot, begaben wir bereits um 20 Uhr in unsere Schlafsäcke um den müden Gliedern Erholung zu gönnen. An einen erholsamen Schlaf war aber leider nicht zu denken. Die Jugendlichen waren fast die ganze Nacht lang auf, schreiten herum, sangen und johlten.

Nachdem endlich einigermassen Ruhe eingekehrt war, wurden wir um 4 Uhr morgens von einem heftigen Gewitter aus dem oberflächlichen, unruhigen Schlaf gerissen. Der Regen peitschte aufs Dach und wir befürchteten, dass der Wind die Hütte abdeckt und wir nass werden; wie die Schüler, die vorwiegend draussen übernachten mussten. Zu unserer Erleichterung war die Konstruktion aber stabil genug. Wir wälzten uns auf der Holzpritsche hin und her und lauschten zwangsweise dem erneuten Singen und Lärmen der Kameruner Jugend, welche sich durch Kälte und Nässe und die Absage der Besteigung des Mt. Kameruns ihre gute Laune nicht verderben liessen. Wir versuchten somit auch unsere Laune nicht verderben zu lassen. Immerhin waren wir in einer erheblich besseren Position; wir hatten es trocken und warm und das Gipfelerlebnis bereits hinter uns. Trotzdem waren wir froh, als es endlich Morgen wurde und wir aufstehen konnten.
Frühmorgens vor der Hütte 2
(von Cameroon: Mt. Cameroon & Limbe)

Ursprünglich planten wir, bereits zwischen 7 und 8 Uhr den Abstieg zu beginnen. Da es noch leicht am regnen war liessen wir uns etwas mehr Zeit und genossen rauchigen warmen Tee, Porridge Brot und den Rest der Wurst zum Frühstück. Zudem dauerte das Packen länger als geplant, da wir im Raum keine Lichtquelle hatten und somit auf unsere Stirnlampen angewiesen waren.

Als wir dann um 9 Uhr los marschierten hatte sich der Regen verzogen und wir hatten Sicht auf Buea und das Meer. Da es noch sehr stark bewölkt und die Luftfeuchtigkeit sehr hoch war, trugen wir zum Schutz Regenhosen und Windjacken, wurden aber durch das Schwitzen feuchter als vom erneut einsetzenden Niesel-Regen.

Erst beim Abstieg realisierten wir, wie steil der Aufstieg tags zuvor war. Wegen dem Regen war der Weg glitschig und der Abstieg dadurch erschwert. So dauerte der Abstieg fast so lang wie der Aufstieg (3,5 Stunden versus 4,4 Stunden). Wir (insbesondere Chrisch‘s Knie), waren froh als wir endlich die Upper Farm und damit den Endpunkt der Tour erreichten.

Zuerst die Anstrengung dann….
Bei der Upper Farm wurden wir von Fred mit dem Van abgeholt. Er fuhr uns nach Limbe und nach einem kurzen Einchecken im Hotel gleich zur Mile 11 (Strand des New Seme Beach Hotels), dem schönsten Strand in Limbe. Hier konnten wir unsere strapazierten Muskeln im angenehm warmen Meer entspannen. Walter, Josh und Sara verbrachten ungefähr 2 Stunden ohne Unterbruch Wasser und übten sich im Wellenreiten. Christoph ist bekanntlich keine Wasserratte und zog es vor am schwarzen Sandstrand zu sitzen und zu lesen.
New Seme Beach / Mile 11
(von Cameroon: Mt. Cameroon & Limbe)

Bei einem gemeinsamen Nachtessen in einem Restaurant direkt am Meer feierten wir unsere erfolgreiche Besteigung des Mt. Cameroon und liessen unsere gemeinsame Expedition ausklingen.

Walter reiste am nächsten Tag zurück nach Bamenda, um an einem Hochzeit teil zu nehmen. Josh setzte seine Reise nach Douala – Yaoundé fort, um später in einem Spital in Ngaoundéré ein weiteres Praktikum zu absolvieren.

Wir beide gönnten uns einen weiteren Tag Erholung in Limbe. Wer bereits einmal Ferien mit uns verbracht hat, der weiss, dass wir uns nicht einen ganzen Tag am Strand stillhalten können. So entschieden wir einen gemütlichen Ausflug zu unternehmen und einen alten deutschen Leuchtturm am Debundscha-Point am Fuss des Mt. Cammeroon, dem zweitregnerischten Ort der Erde(1), zu besichtigen.
Rasch und problemlos fanden wir einen „Taxifahrer“ den wir für einen halben Tag zu einem vernünftigen Preis buchen konnten. Er hielt irgendwann bei einer kleinen Siedlung am Strassenrand an und informierte uns, dass wir hier zwei Einheimische als Wegführer anheuern müssen, da es sich um einen zweistündigen Marsch durch ursprünglichen Regenwald handelt. Wir waren auf dies nicht vorbereitet; gemäss Reiseführer sollte sich nur um eine Spaziergang entlang dem Strand handeln…. Aber da wir nun bereits hier waren entschieden wir, uns auf dieses neue Abenteuer einzulassen. Ausgerüstet mit kurzen Hosen und Teva-Sandalen kämpften wir uns durch dichtes Untergehölz, über grosse Baumwurzeln und umgestürzte Bäume. Nachdem wir den Leuchtturm erreicht hatten, welcher alles andere als spektakulär war, führten uns unsere Guides weiter in noch dichteren Dschungel zu einem See in einen Vulkankrater.
Kratersee (von Cameroon: Mt. Cameroon & Limbe)

Wie es für diesen Fleck Erde gehörte war es am regnen. Dies entsprach dann unseren Erwartungen von einem echten tropischen Regenwald und wir genossen diesen Treck sehr; abgesehen von Dornen welche sich in unsere Fusssohlen eingruben.
Auf dem Rückweg stoppten wir erneut bei Mile 11 und desinfizierten unsere Schrammen im Meer.

Den Abend verbrachten wir mit Calvin, dem Felddirektor der CBC, und seinem Fahrer Vincent in einem Strandrestaurant und assen frisch gefangen und direkt vor unseren Augen gebratenen Fisch.

Die Zeit in Limbe verstrich viel zu schnell. Bereits am nächsten Morgen mussten wir den langen Heimweg antreten. Von Mutenge aus konnten wir mit einem kanadischen Kurzeinsatzteam, welches mithalf Kirchen neu zu decken, in einem gemieteten Bus nach Bamenda mitreisen. Die Fahrt war bequem und dank interessanten Gesprächen kurzweilig.Als wir jedoch in Mbingo eintrafen, waren wir müder als vor unseren Ferien, aber um unvergessliche Erfahrungen reicher.

Hier noch der LINK zu unseren Bildern und der Karte vom Mt. Cameroon.

 (1) Am Debundscha Point regnet es pro Jahr zwischen 10'000mm und 11'000mm (10-11m)! Das sind gut 10 mal mehr als in Bern (1028mm).

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