Samstag, 21. Januar 2012

Fulani

(sara & chrisch) Auf den Hügeln rund um Mbingo leben Fulanis – ein Volksstamm muslimischer Halbnomaden. Es kam immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Fulanis und dem Kom, da die Kühe der Fulani die Felder der Kom-Bauern beschädigten. Jedoch lebten die beiden Volksgruppen mehrheitlich friedlich nebeneinander. Die Kinder gehen in die gleichen Schulen und besuchen sich gegenseitig bei den religiösen Festen.

Zur unserer grossen Überraschung kam es vor rund zwei Wochen zu gewalttätigen Ausschreitungen. Ein Fulani-Hirtenjunge versuchte eine hochschwangere Kom Frau auf ihrem Feld zu vergewaltigen. Sie konnte sich glücklicherweise dagegen wehren, erlitt jedoch eine Ablösung der Plazenta. Dank eines Kaiserschnittes konnte das Kind gerettet werden und ist wohlauf.

Dieser Vorfall provozierte Vergeltungsmassnahmen der Kom. Am nächsten Morgen wurde das Haus von Alhaji Kakan, dem Arbeitgeber des Hirtenjungen, von einem Mob angegriffen und stark zerstört. Mit dem jedoch nicht genug. Am Folgetag griff eine grössere Gruppe die restlichen Häuser der Fulanis auf dem Hügel an. Sie rissen Mauern ein, zerschlugen die Wellblechdächer und setzten die Häuser und Kornkammern in Brand.

Ougudas Haus vorher (aus Cameroon: Fulani)

Ougudas Haus nach dem Vorfall (aus Zerstörte Fulani Häuser)

Wie wir bereits in einigen Berichten erwähnten, haben wir Freundschaften zu diversen Fulani-Familien aufgebaut. Um ihnen unsere Anteilnahme an ihrem Leid zu zeigen, haben wir ihnen einige Lebensmittel und Decken am darauffolgenden Samstag vorbeigebracht.
Das Ausmass der Zerstörung war erschreckend und uns taten vor allem die unschuldigen Frauen und Kinder leid, welche bei diesem Vorfall traumatisiert wurden und ihre Existenzgrundlage verloren haben.
Wir waren bewegt von der Dankbarkeit und Freude der Familien. Insbesondere überraschte uns die Reaktion einer Mutter, deren Kinder wir Schulbücher zu Weihnachten geschenkt hatten. Trotz der grossen Zerstörung an ihrem Haus und Mangel and Decken für ihre Kinder, danke sie uns von ganzem Herzen für die Weihnachtsgeschenke.

Letzten Dienstag fand in Belo, dem Bezirkshauptort, ein Treffen der Involvierten Gruppen statt. Wir konnten leider noch nicht herausfinden was dabei beschlossen wurde. Die Situation erscheint im Moment friedlich und niemand will über den Vorfall sprechen.
Wir brauchen viel Weisheit, wie wir uns in dieser Situation gegenüber beiden Volksgruppen verhalten sollen.

Hier noch einige Bilder der Zerstörung:
Total zerstörtes Wohnhaus (aus Zerstörte Fulani Häuser)

Ausgebranntes Wohnhaus (aus Zerstörte Fulani Häuser)

Eingerissene Wände (aus Zerstörte Fulani Häuser)


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