Freitag, 29. Januar 2010

Ashia for your cough, Doc

(sara) Die Tage hier in Afrika fliegen nur so vorbei. Seit anfang Jahr arbeite ich auf der Pädiatrie. Ich geniesse die Arbeit mit meinen kleinen Patienten und finde es sehr spannend. Insbesondere bin ich dankbar für die Unterstützung und das Teaching das ich von James, einem englischen Kinderarzt, erhalte.

Kinderabteilung (von Cameroon: Spital & Spitalgelände)

Durchfallerkrankungen mit Austrocknung, Malaria und Lungenentzündungen gehören - wie zu erwarten - zu den häufigsten Krankheitsbildern, insbesondere unter den Kleinkindern. Zudem sehen wir auch etliche Kinder mit schweren Fällen von Hirnhautentzündung, chronischen Knocheninfekten durch offene, eiternde Wunden, schweren Verläufe von Typhus mit Darmverschluss oder Herzversagen (Salmonellen–Infektion die den ganzen Körper miteinbezieht) und leider auch bereits kleine Kinder mit opportunistischen HIV-Infekten. (Infektionen mit Pilzen und anderen Erregern, die nur bei geschwächtem Immunsystem auftreten).

5 jähriger Knabe mit Typhus, Gelbsucht und Unterernährung
(von Cameroon: Spital & Spitalgelände)

Nebst den zahlreichen Infektionskrankheiten sehen wir auch etliche Tumorerkrankungen (insbesondere Burkitt-Lymphome und Wilmstumore der Niere). Das Burkitts-Lymphom - ein bösartiger Tumor der von den Lymphknoten ausgeht und meistens das Gesicht oder den Bauch betrifft - ist weit verbreitet. Wir sind zum Glück in der Lage eine Chemotherapie anbieten zu können, auf welche die meisten Patienten in frühen Stadien gut ansprechen und geheilt werden können.

Burkitts-Lymphom (von Cameroon: Spital & Spitalgelände)

Oft gelang es uns mit grossem Einsatz unsere Patienten durchzubringen. Es kam aber auch vor, dass eine Krankheit bereits zu weit fortgeschritten war und wir nichts mehr unternehmen konnten. In diesem Monat sind 4 Kinder im Spital verstorben und 3 weitere haben wir zum Sterben nach Hause entlassen. Den Tod bei einem kleinen Kindern zu akzeptieren fällt mir schwer. Deshalb bin ich froh mit James über solche Fälle auszutauschen zu können.

Nach getaner Stationsarbeit betreue ich gewöhnlich bis um 13.00 Uhr ambulante Patienten im Outpatient Department (OPD). Anfangs Jahr wurde ein neues OPD-Gebäude eröffnet. Zu Beginn war alles sehr chaotisch, so langsam funktioniert es etwas besser.

Ich bin für den Weiterbildungskurs der Screener Nurse Students verantwortlich. Die Screener Nurses sind Pflegende, welche aus Ärztemangel weiter ausgebildet werden, damit sie selbständig Patienten mit häufigen Erkrankungen wie Malaria, Durchfall ect. konsultieren können. Diese Ausbildung wird in Mbingo bereits seit 3 Jahren angeboten, jedoch war es bisher sehr unstrukturiert. Ich habe im Dezember ein Dossier mit den Lernzielen, Aufgaben und Kompetenzen der Lernenden, Regelung der Abschlussprüfung usw. verfasst.
Anfangs Jahr hat ein neuer dreimonatiger Kurs mit 3 Studenten begonnen. Das Hauptziel des Kurses ist es es den Studenten die Anamnese und Untersuchungstechniken sowie einige häufige Punktionen beizubringen. Ich halte von Montag bis Freitag von 14.00 - 15.00 Uhr eine Unterrichtstunde über die klinische Untersuchung. Nach der Arbeit im Spital habe ich deshalb viel Zeit in die Ausarbeitung von 10 Lektionen über die Untersuchungsmethoden investiert.Ich habe diese Dokumentation für die Studenten nun fertig gestellt und werde nächste Woche noch zwei Lektionen halten. Nach diesem Einführungsmodul werden die Studenten täglich einen Patienten genau befragen und untersuchen und diesen Fall während der Unterrichtsstunde präsentieren. Ich werde diese Fallbesprechungen leiten und anschliessend die Umsetzung am Patientenbett überwachen. Somit wird die Vorbereitung für die Unterrichtsstunde wesentlich weniger aufwändig sein.

Diesen Monat war ich zudem noch ca. zwei mal pro Woche und ein Wochenende „on call“ – dies bedeutet Notfallarzt für das ganze Spital zu sein. Um 16.00 Uhr ist gewöhnlich Arbeitsschluss für die Ärzte im OPD. Der Arzt „on call“ ist dann verpflichtet die übriggebliebenen Patienten zu behandeln oder Patienten, die von Kollegen ins Labor oder Röntgen geschickt wurden, fertig zu betreuen. Da ich oft noch auf einen Übersetzer angewiesen war und ich die Patienten gründlicher anschaute als die Kameruner, arbeitete ich „on call“ oft bis um 22.00 oder 23.00 Uhr. Nachts wurde ich gewöhnlich nochmals zwischen Mitternacht und 2 Uhr ins Spital gerufen um einen hospitalisierten Patienten zu sehen oder für eine neue Notfallaufnahme. Am darauffolgenden Tag ist der Dienstarzt von der Arbeit im OPD befreit. Da ich diese Zeit jeweils für das Vorbereiten der Lektionen nutzte, ging für mich die Arbeit wie gewohnt weiter.

Die letzten 3 Wochen habe ich mehr oder weniger durchgearbeitet und mich nie richtig von meiner Gastroenteritis anfangs Januar erholt. Ich bin selber schuld – es ist nicht so dass Dennis diesen Einsatz für den Screener Kurs von mir verlangt hätte.
Nachdem ich die Magen-Darmbeschwerden einigermassen überwunden hatte, fing es mit Husten an. Dies ist hier während der Trockenzeit mit all dem Staub in der Luft nichts ungewöhnliches. Das Problem war jedoch dass mein Husten immer schlimmer wurde. Durchs Sprechen und insbesondere durch den Gestank der Verbrennungsanlage, der täglich in der Luft hing, wurden meine Bronchien immer wieder aufs Neue gereizt. Ich habe eine Therapie mit Symbicort und Ventolin zum Abschwellen der Bronchinen begonnen, jedoch ohne den erwünschten Effekt.

Während dem ich hustend entlang der Spitalgänge lief oder Patienten konsultierte, bekam ich immer öfters den Ausdruck „Ashia for your cough, Doc“ zu hören – was bedeutet, dass die Patienten und Angestellten wegen dem Husten mit mir Mitleid hatten. Da ich kein Fieber hatte, sah ich jedoch kein Grund zu Hause zu bleiben.

Am Dienstag war ich erneut „on call“. Nach dem ich um 1 Uhr morgens zu einem Patienten gerufen wurde und draussen den Rauch der Verbrennungsanlage inhaliert hatte und wahrscheinlich nachts im Bett unter meiner bekannten Milbenallergie litt, habe ich wegen ständigen Hustenattacken und Atemnot kein Auge mehr zu getan.
Am Morgen hatte ich massive Kopfschmerzen im Bereich der linken Kieferhöhle und Stirn mit einer Rötung und Schwellung und leichtem Fieber. Es hat mich wieder einmal mit einer Stirn- und Kieferhöhlenentzündung erwischt. Ich schleppte mich nach der morgendlichen Fallpräsentation zur Apotheke und kaufte mir Prednison, Codein gegen den Husten und Amoxicillin, ein Antibiotikum, und habe mich zu Hause ausgeruht. Die nächste Nacht war wieder gleich schlimm. Gestern Morgen habe ich dann mit der Hilfe von Anna unserer Haushälterin, das ganze Bettzeug gewechselt die Matratze gesonnt und ausgeklopft, die Vorhänge gewaschen und die Wände und den Boden feucht mit Javelwasser aufgenommen. Dies hat zum Glück etwas gebracht und letzte Nacht konnte ich endlich wieder einmal mehr oder weniger durchschlafen.
Heute geht es mir schon deutlich besser und es fällt mir bereits schwer mich zu Hause still zu halten. Immerhin gab es mir die Gelegenheit für einen ausführlichen Bericht :-).

1 Kommentar:

  1. Hallo meine Lieben
    Danke, dass ihr immer wieder fleissig aus eurem Alltag berichtet! Ich staune ab dir Sara, wie du mit all den Belastungen umgehst!
    Ich wünsche euch beiden viel Kraft treu zu sein!
    Gott möge euch geben was ihr dazu braucht!!!
    Liebe Grüsse
    Andrea
    Ps: Wie geht eure Mailadresse?

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